What’s he ? – He’s Watsky

Wenn mir jemand vor ungefähr zwei Jahren erzählt hätte, dass ich in naher Zukunft einen Musik-Artikel über einen Rapper verfassen würde, hätte ich mich umgedreht, ihm den „You will never bang alone“-Schriftzug auf der Rückseite meines schwarzen T-Shirts gezeigt und wäre mit wehendem Rock am Ring-Bändchen davon geschlendert.

Naja, Zeiten ändern dich (eine kleine Anspielung darauf wie schlecht Rap dann doch sein kann) jetzt tu ich es doch. Denn dieser Typ, den ich euch hier vorstellen möchte, hebt das Musikgenre „Hip-Hop/Rap“ auf ein für mich bis dato unbekanntes Niveau.

Beginnen wir mit der Person George Watsky aka „Watsky“. Meine erste unbewusste Bekanntschaft machte ich mit ihm und seinem Talent durch das Youtube-Video „Pale kid raps fast“ . Mit seiner letzten Zeile in diesem Busta Rhymes Cover fasst er ziemlich exakt meine ersten Gedanken bezüglich dieses Videos zusammen:

„Who is that boy,
how does he rap so good ?
I don’t know
how that pale boy raps so good
How does he do that ?
Do that ?
miau miau miau miau
miau miau miau miau
miau“

Gut, ich habe nicht unbedingt an den typischen Ruflaut einer Katze gedacht, aber der Rest passt schon ganz gut. Zum Glück hatte er seinen Facebook Link unter dem Video gepostet. So konnte ich auf schnellstem Wege seinen Künstlername erfahren und mithilfe von G to the double O GLE wusste ich schon kurze Zeit später einiges mehr über diesen Wunderknaben; wobei mich das meiste davon noch mehr beeindruckte als es dieses Video sowieso schon getan hatte.

Ein paar Beispiele, Watsky..

hat einen College-Abschluss in „Writing and Acting for the Screen and Stage“

ist neben seiner Rap-Karriere als Poet tätig, was bedeute dass er Gedichte schreib und diese, was er schon bei viele Auftritten unter Beweis gestellt hat, mit der passende Inszenierung vor Publikum vorträgt

ist bereits auf zwei Alben zu hören, zum einen mit seiner (allem Anschein nach) ehemaligen Band „Invisible Inc.“ mit dem gleichnamigen Album; zum anderen auf seinem eigenen Soloalbum mit dem überaus kreativen Namen “Watsky

.

Beeindruckend.

Schon der eher ruhige und groovige Mix aus Hip-Hop und Jazz von Invisible Inc. gibt einem das Gefühl, dass er durch seinen Rap etwas besonderes zu diesem Album beisteuert. Mir gefiel es auf Anhieb.

Sein Soloalbum ist jedoch nach meinem Geschmack noch ein ganzes Stück besser. Der Jazz des vorherigen Albums wurde nur teilweise abgelegt und durch leicht elektronische Töne ergänzt, was gut zu seiner Art zu rappen passt. Der Groove bleibt dabei meist erhalten und die Musik wirkt nie hektisch. Und selbst wem Watsky’s Rap eher nicht zusagt, könnte durch die unverbrauchten Beats gefallen an dem Album finden. Auch Abwechslung wird bei diesem Album groß geschrieben, kein Lied gleicht dem anderen. Und doch vereint sein Rap sie alle.

Auch seine Teils schauspielerische Ausbildung macht sich bei seinen Auftritten oder Musikvideos deutlich bemerkbar; er weiß eben nicht, nur wie man Musik macht sonder auch, wie man Leute dazu bringt, seiner Musik Aufmerksamkeit zu schenken.

Trotzdem könnte ich beim besten Willen nicht genau definieren was seine Songs für mich so besonders macht. Meist hat er einfach unglaublich sympatische Beats darin verbaut. Doch dass, was ihn für mich aus der Masse herausstechen lässt, ist seine komplett andere Art zu rappen. Er trifft nicht nur einfach den Rhythmus, im Gegenteil, er umschifft ihn geschickt, ohne dabei negativ aufzufallen. Zudem springt er dabei oft zwischen verschiedenen Geschwindigkeiten. Das zusammen erzeugt meiner Meinung nach ein ganz neues Zusammenspiel von Melodie und Text.
Klar hört sich das jetzt maßlos übertreiben an, aber ich hoffe es vermittelt einen Teil der außergewöhnlichen Einzigartigkeit, die die Musik dieses Künstlers für mich darstellt.

Leider sind seine Lyriks sehr speziell, sodass ich sie nur sehr selten direkt verstehen kann. Doch ich schätze dieses Problem lässt sich schlicht mit seiner Nähe zur Poesie erklären, was ihn übrigens auch teilweise mitten in seinen Liedern von seinem Sprechgesang auf eine Art Rede wechseln lässt. Dies wäre dann wohl auch mein einziger Kritikpunkt, denn Musik sollte meiner Meinung nach immer melodisch bleiben, auch für Poeten.

Abschließend ist wohl zu sagen, dass „Watsky“ sicherlich durch seine musische Vielseitigkeit und trotz der großen Unsicherheiten in diesem Business in Zukunft weiter Erfolg haben wird. Denn wer es schafft, mit seiner Musik Rap nahe an das zurückzubringen, woraus es entstanden ist, nämlich Poesie, der schafft auch noch einiges mehr.

Was mich zusätzlich gepusht hat, diese Aussage zu treffen, war ein Interview mit ihm, welches auf seiner Facebook Seite zu finden ist. Darin sagt er unter anderem, dass er sich auch in Zukunft nicht nach dem richten werde, was die Leute hören wollen, sondern er einfach versuchen möchte sehr gut in seiner Arbeit zu sein um so die Leute überzeugen zu können. Das allein hört sich für mich schon ziemlich vielversprechend an.

Abrechnung: Arcania – Gothic 4

Ladies and Gentlemen, verehrter Zocker-Super-Nerd, wir brechen mit einer Tradition: auf Texturmatsch.de wird es das erste Mal für ein Spiel eine Prozentwertung geben. Es wird eine Besonderheit bleiben, ein einmaliges Erlebnis und nein, es geht dabei auch garnicht um das Spiel, sondern um diesen kleinen muffigen Möchtegern-Publisher aus grenznahen Gefilden.

JoWood, ihr bekommt für Goth…äh Arcania: Gothic 4 die Wertung, welche ihr euch wirklich, redlich verdient habt, nämlich: 00,0000 Prozent. Warum? Nicht weil ihr es geschafft habt, endlich einen Titel zu veröffentlichen der zumindest zu 90 Prozent technisch perfekt ist, sondern weil ihr ein inhaltlich total unfertiges, auf das spierlerische noch gerade so ertragbare Minimum herunter destilliertes Rollenspiel veröffentlicht habt. Damit habt ihr euch sogleich eure einzige Cashcow komplett herunter gewirtschaftet. Euer Untergang, und es tut mir für eure Angestellten wirklich leid, ist damit besiegelt. Finito, Ende aus. Und ganz ehrlich: es ist gut so, mehr Imageverlust verträgt ein Publisher und die, ja wirklich DIE einzige deutsche Rollenspielserie mit Hand und Fuß wirklich nicht mehr.

Es gibt nur einen einzig guten Nebeneffekt an eurem Dilemma: Piranha Bytes kann nun endlich mit Fug und Recht behaupten, dass sie an dem verteufelt öden Gothic 3 nur eine kleine Mitschuld, und nicht die größe schäbige Schande der Hauptschuld getragen haben. Ihr, liebe Investment-Manager und Aufsichtsräte, habt eure ganze Ahnungslosigkeit bezüglich dieser Branche mit Arcania: Gothic 4 eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Einer Serie, die zu 80 Prozent von Fans genau wegen ihrem Charakter und ihren, und nur extra für euch packe ich dieses Wort aus, unique selling proposition gekauft wird komplett von eben diesen zu befreien, hat mit nichts weiter zu tun als purer Blödheit gepaart mit so viel Ahnungslosigkeit, das ihr euer Geld nun wirklich nicht wert seit. Ich weiß nicht, inwiefern Spellbound mit daran Schuld trägt, aber im Endeffekt müsst ihr als letzte Insantz, was ihr nunmal als Publisher und Hauptgeldgeber seid, doch erkennen, was hier alles nicht stimmt. Warum ihr das nicht habt, oder warum es euch nicht gelingen konnte, das Ruder noch einmal rum zu reißen, das wird  das große Rätsel in der Akte Arcania: Gothic 4 bleiben.

JoWood, ihr habt ausgediehnt.

Halo Reach: Der Anlass ist gegeben, wir geben den Rest

Dieser Helm. Dieser dunkel-oliv grüne Helm mit dem goldenen Visier. Einfach cool. Sehr cool. Brutal cool. In Kombination mit dem restlichen heroischen Aussehen des Master Chiefs hat gerade er mich dazu bewegt, mich auf das Halo-Universum einzulassen. Trotz des bruchstückhaften Vorwissens. Da mal bei Kumpels den Multiplayer gezockt, hier mal ein paar Trailer gesehen und aufgrund des wachsenden Interesses sogar mal versucht einem Podcast zu lauschen, was aber wegen technischer Probleme meinerseits fast gänzlich scheiterte. Aber etwas über Halo ist dann doch bei mir hängen geblieben: Epische Story, krasser Held, fetter Multiplayer… diesem Spiel muss eine Chance gegeben werden! Ursprünglich wollte ich Halo: Combat Evolved diese Chance ganz privat geben, doch anlässlich der Veröffentlichung des wahrscheinlich vorerst letzten Teils der Serie, Halo: Reach, sah ich mich zunehmend dazu gezwungen, mich öffentlich zu diesem Titel zu äußern.

Somit folgt nun, die Äußerung. Bitteschön. Spoiler müssen leider draußen bleiben.

Das Spiel beginnt mit einer Cutscene, die die Problematik und somit die Story erklärt und einleitet. Die Not ist groß und die letzte Hoffnung gibt’s im Kühlregal kommt durch einen letzten, noch tiefgefrorenen, Supersoldat. Der Master Chief wird so imposant inszeniert wie ich es erwartet hatte. Das Auftauen wird regelrecht zelebriert und sobald man selbst in der stets abnormal glänzenden Rüstung steckt, sind Ausrufe der Normalos übrigen humanen Lebensformen, den Marines, wie „Da ist ER!“ oder Ähnliches bei eurem Erscheinen keine Seltenheit mehr.

Doch so übermächtig wie man nun vermuten könnte, ist der Master Chief keineswegs. Auch nicht auf dem Schwierigkeitsgrad Normal. Gut, seine Kameraden sind absolute Nieten, doch seine Gegner haben es in sich. Hier offenbart sich die für mich größte Stärke an Halo 1. Der Spieler kann und muss im Kampf, aufgrund der guten Gegner-KI und der Artenvielfalt, taktisch handeln. Was von wo zuerst angreifen, wann zurückziehen um das Schild zu regenerieren und die Waffen nachzuladen ? Auch der häufige Einsatz von Granaten ist wichtig und will in Kombination mit dem Bewegungsradar gut durchdacht sein.

Zurück zum Geschehen: Wenig später landet man auf dem namensgebenden „Planeten“, sowohl die Idee dazu als auch ihre bildliche Darstellung konnten bei mir punkten. Denn die Atmosphäre dieses Spiels stimmt einfach. Auch die Musik trägt durch ihre gekonnte und passende Untermalung ihren Teil dazu bei.

Jedoch wäre man ab hier ohne die folgenden Hilfsmittel sicherlich ziemlich verloren. Die Vehikel. Warthog, Scorpion-Panzer, Ghost und Banshee, um sie bei ihren Namen zu nennen. Die Steuerung dieser gefiel mir zuerst relativ gut, doch als ich bemerkte, dass durch diese kein „umsehen in die eine“ und „schießen in die andere“ Richtung möglich war, begann ich an ihr zu zweifeln. Und um die Marines wieder ein wenig aus dem Dreck zu ziehen (btw Wo ist die Kette ?) muss ich sagen, als Schütze auf dem Warthog hatte ich doch so meine dankbaren Momente für ihre Programmierung.

Zur Story muss gesagt werden, dass sie zwar nicht überragend ist, jedoch die Art des Master Chiefs unterstreicht und zudem während des Spielverlaufs immer neue Gameplayelemente, wie neue Gegnerarten, mit sich bringt, die es in Halo 1 prinzipiell nie langweilig werden lassen. Lediglich die immer gleichen Gänge, Ecken und die damit verbundenen Kämpfe gegen Ende des Spiels dämpften meinen Spielspaß. Schade, hätte nicht sein müssen. Denn gerade die Abwechslung zwischen den Innen- und Außenkämpfen machte für mich einen großen Teil des Halo-Feelings aus.

Und obwohl oder gerade weil dem Master Chief nicht wirklich ein Charakter „aufgedrückt“ wird, ist er das Kernstück von Halo. Wer den Master Chief nicht mag, seine krasse Coolness nicht akzeptiert oder damit schlicht und einfach nichts anfangen kann, an dem wird das Phänomen Halo scheitern. Leider.

Nicht unerwähnt dürfen jedoch auch die innovative Cutscene aus der Sicht der Helmkamera eines Marines und die teils schlafenden oder wartenden Gegner, die zu Überraschungsangriffen einladen, bleiben. Auch mit der teils guten, teils lustigen Physik hatte ich so meinen Spaß.

Und falls ich hier nun teilweise ziemlichen Matsch Müll geschrieben haben sollte, so bitte ich dies zu entschuldigen. Habe mich während des Schreibens nebenbei mit Halo 2 befasst. Trailer gucken und so. Annähernd 6 Jahre alt, aktueller Mindestpreis liegt bei 16,99 Münzen europäischer Währung… egal, das Spiel wird gekauft. Epicness, getragen auf dem Rücken des Master Chiefs, hat anscheinend seinen Preis.

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Dethroned: Warum Arcania kein Gothic 4 als Untertitel haben sollte

Es gibt eine Menge worüber man die Tage als Medien-Konsum-Nerd berichten könnte. In den USA läuft gerade die Herbst-Serien-Saison an, Dead Rising 2 und Halo: Reach erblickten vor kurzem das Licht der Spielewelt und selbst durch die Lichtspielhäuser der Republik flimmert ansatzweise interessante Ware. Mein Reportageinteresse ist trotzdem gleich null. Doch manchmal braucht es nur einen Demo-Launch, einen feurig geschriebenen Bash-Artikel und ein klein wenig versoffenen Inspiration um mich wieder vor die Tastatur zu treiben. Achja, Scheißwetter gibts draußen auch noch im Angebot.

Es war das Jahr 2001 da verlief sich ein kleines bockiges Teenager-Ghör zum ersten Mal in einer dunklen Fantasy-Welt. Es war, so wie es nun einmal ist wenn man sich verläuft, kein durchweg freudiges Erlebnis. Die ersten Stunden in seiner neuen Umgebung musste es schmerzlich lernen ganz unten in der Nahrungskette zu stehen. Unser Kindchen konnte es höchstens mit einem Haufen aufsässiger Ratten aufnehmen, für alles andere war es einfach zu schwach. So mussten Lehrmeister herhalten um seine Fähigkeiten zu steigern und stärkere Waffen gefunden werden. Doch merke: so ganz auf sich alleine gestellt zu sein, dass kann in einer so wunderbar schönen wie auch schrecklichen Welt schwer in ungeahnte Scheißsituationen münden, also war unser Kleiner sehr bemüht sich einer Gruppierung anzuschließen. All das war mit weiteren Aufgaben verknüpft und ehe man sich versah war aus dem bockigen Teenager ein Mann geworden. Höchste Zeit also sich seiner wahren Bestimmung zu stellen, die ihn leider wieder total in die Scheiße ritt.

Gut ein Jahr später sollte unser Held aber erneut die Möglichkeit bekommen die Welt noch einmal zu retten (tolle Sache nech?). Und er fängt dabei, Überraschung, wieder bei Null an. Wieder gilt es das Vertrauen wichtiger Personen zu gewinnen. Wieder muss dafür gekämpft, gequestet und gelevelt werden. Und wieder erquickt allein das Erlebte dabei unser Gemüht. Man steift durch wunderschöne Wälder und durch lebendige Städte. Überall gibt es etwas zu entdecken, braucht ein Bauer eure Hilfe oder gibt es Rattenplagen zu bekämpfen. Es gilt Rezepte für seltene Tränke zu finden, die Schmiedekunst zu erlernen, oder einfach nur ein paar Kräuter zu sammeln. Doch die Angst vor einem erneuten Überfall der Orks sitzt unserem Recken immer im Nacken. Also auch hier wieder auf in den finalen Endkampf, welcher die Bestimmung eines jeden Videospiel-Heldens ist.

Die Gothic-Serie hatte immer dieses gewisse Etwas. Irgendwie waren die Städte authentischer, die Quests abwechslungsreicher, die Wiesen grüner und die Wälder mit mehr Liebe gestaltet als bei anderen Action-RPGs. Gut: über die Steuerung, die elendigen kleinen nervigen Bugs und das insgesamt etwas raue Finish der Serie wurde viel diskutiert und der dritte Teil gab der Serie zumindest qualitativ endgültig den Todesst0ss. Dennoch: die Gothic-Reihe hatte irgendwie diese Pionier-Rolle als „deutscher Innovationsmotor mit Alleinstellungsmerkmal“ inne, und das schon bevor Anno international bekannt wurde und Crytek anfing Grafikorgien zu programmieren. Nur das ist jetzt endgültig vorbei.

Mit der Demo zu Arcania, Untertitel Gothic 4, beweißt Spellbound eindrucksvoll wie man der Serie die Glocke der 08/15-Einheitsbreiigkeit überstülpt. Und das geht so: Wir wachen unter ein paar Bäumen schnarchend auf, geweckt von einer drallen Schönheit die uns sogleich ins Dorf zu ihrem Vater führt. Diesem erzählen wir erst einmal, dass wir seine Tochter gestern noch ordentlich von hinten bediehnt haben und sie nun heiraten wollen. Geil findet er es nicht, aber wenn wir diesen bösen Banditen draußen vor dem Dorf vertreiben, dann dürfen wir mit ihr machen was wir wollen. Gut, wir sind zwar nur ein einfacher Hirte, der außer seinem Hirtenstab keinerlei Waffen besitzt, aber mit einem Räuber und Mörder werden wir locker fertig. Charakterentwicklung, Fertigkeitenbaum, das erlernen von Kampfkünsten? Pah, sowas könnte 14-jährige Gelegenheitsspieler doch nur verprellen. Ergo weg damit.

Gut für uns, dass sich der gemeingefährliche Räuber als unser alter Freund Diego entpuppt, der sich natürlich auch ohne Kampf einfach so verpisst. Er tut uns den Gefallen aber nur, wenn wir ein paar Orks unten am Strand verdreschen, die sich mit seiner Diegoheit nicht anlegen wollen. Unser Hirtenstab ist dafür natürlich genau die richtige Waffe und so schnetzeln wir damit ein paar Orks dahin. Dabei zeigt sich das Kampfsystem in seiner ganzen drögen Primitivität: Schlagen, Ausweichen, Schlagen und nochmals Ausweichen, das reicht schon um als schwächliche Kampfjungfrau mit zwei Orks fertig zu werden. Die Mission ist also erfüllt, Diego ist weg und als Beweis dafür haben wir eine Waffe von ihm bekommen.

Nun gehts also zurück zum Herrn Papa, der natürlich vollkommen geflasht von unsere Erfolg ist und uns seine Tochter auf dem Silbertablett präsentiert. Das ist der Auftakt einer einstündigen Farce, die man uns als Rollenspiel mit Charakterentwicklung, tiefgründiger Hintergrundgeschichte und vorderndem Kampfsystem verkaufen will. In den weiteren 45 Minuten erfahren wir übrigens noch, dass unsere Jetzt-Ehefrau schwanger ist und gerne in ein Kriegsgebiet umziehen möchte (Logik? Wie schön ist dein Urlaub gerade?). All das lässt unseren anscheinend auf einem Methadon-Trip festsitzenden NoName-Helden ertaunlich kalt und wird in vielleicht zehn Dialogsätzen der Marke „gib unserem Praktikanten mal was zu tun“ erzählt. Unfassbar aber leider wahr: sollte Arcania so werden, wie es uns die Demoversion erahnen lässt, dann kann ich getrost auf diese weichgespühlte Hanni-und-Nanni-Version eines Noch-nicht-einmal-Action-Rollenspiels verzichten.

P.S.: Die Performance der Xbox360-Version ist übrigens stellenweise ein Witz. Mit gefühlten 15 Frames/Sekunde zukelt unser Alter-Ego zeitweise durch die Gegend. Prost Mahlzeit!

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Herzlichen Glückwunsch Mario

Eigentlich wirst du heute ja schon 29 Jahre alt, aber deinen großen Durchbruch solltest du erst oder schon im Alter von vier Jahren haben. Du bist einer der treuesten und vor allem skandalfreiesten Kinderstars aller Zeiten und immun gegen jeglicher Alterserscheinung. Nur der Rest der Welt meint es nicht gut mit dir. Prinzessin Peach ist, das musst selbst du zugeben, einfach eine dumme Socke, die sich andauernd wieder entführen lässt. Und dein grüner Bruder ist ein dummer Trottel, der dennoch immer die Frau bekommt, die du retten musst. Trotz deines beschissenen Lebens hast du bis jetzt keinerlei Drogenlaster und keine Sexeskapaden hinter dir. Hut ab und auf die nächsten 25 Jahre im Rampenlicht der Spielewelt!

Mafia 2 – Perspektivlosigkeit oder ein Open-World-Spiel, das keines ist

Mafia 2 ist wie ein nur oberflächlich zusammengeflickter Unfallwagen, den uns jetzt der Tscheche um die Ecke als guten Gebrauchten verkaufen möchte. Die Oberfläche ist blank poliert, die zerstörbare Kulisse ein Augenschmaus, die Hintergrundgeschichte in brilliant inszenierten Zwischensequenzen erzählt. Die ersten drei, vier Spielstunden machen einen sehr hungrig. Hungrig auf mehr. Doch dann, so als ob man mit einem Lackschichtenmesser über die noble Karosse des Gebrauchtwagens gehen würde, tun sich Risse und Ungereimtheiten bei den inneren Werten des soeben noch als erstklassig bewertetem Vehikel auf. Es ist so als würde man gegen allen Rat der Welt die Büchse der Pandora öffnen und all das Unpassende und Langweilige, das Substanzlose und das Aufgesetzte offenbart sich nun vor einem.

Mafia 2 bestich sicherlich durch eine sehr gut erzählte Handlung, doch danach kommt wenig. Es werden weder neue Akzente im Spielprinzip gesetzt, noch gibt es außerhalb des Missions-Korsetts etwas zu entdecken. Empire Bay City mit all seinen gepflegten Vorgärten, den umherspazierenden Bewohnern, dem abgewrackten Industrie-Viertel und der noblen Shopping-Meile bleibt eine tote Stadt. Sie ist zwar frei begehbar, hat aber ansonsten keinerlei Nutzen für das Spiel. Es gibt keine Nebenmissionen, keine kleinen Anekdoten, die hängen bleiben, es gibt nur nichtssagende Häuser und undefinierte NPCs. Alle wandeln sie umher ohne das man etwas über sie erfährt. Eingenullt von den Klängen der ausgehenden vierziger Jahre und der optisch imposant inszenierten Architektur fährt man also durch eine leere Hülle. Es wird die Geschichte Vito Scalettas erzählt. Einer, der frisch aus dem Krieg heimgekehrt ist, und der sich nun in der Hierarchie der Mafia hocharbeiten möchte.

Es geht um Macht, Gewalt, schnelle Autos, gesellschaftliches Ansehen und schöne Frauen. Ein Stoff also so alt wie es das Leben selbst (wenn auch evolutionär gesehen natürlich mit anderen Teilaspekten). Die Handlung hat ihre schönen Momente, einen spannenden Bogen und auch einen kleinen Twist. Doch das alles nützt nichts, da man Mafia 2 ansieht, was es gerne sein würde, aber nicht ist. Mafia 2 ist kein Open-World-Spiel. Es gibt zwar einen frei befahrbare Stadt aber die ist eigentlich nutzlos. Der Spieler muss sich, um nicht vor Langweile zu sterben, an den roten Missionsfaden nähen lassen. Der Rest ist und bleibt Staffage. Das mag sicherlich für ein gutes Actionspiel reichen. Es ist aber bedenklich, dass der fast ein Jahrzehnt ältere Vorgänger mehr spielerische Substanz zu bieten hatte. Optisch ist Mafia 2 also eine gelungene Weiterentwicklung, inhaltlich dagegen ein klarer Rückschritt. Im Jahr 2010 reicht das aber einfach nicht mehr aus. Setzten sechs!

Die Medal-of-Honor-Debatte

Gerade bei 4players gelesen: Es wird im neuen Medal-of-Gähn-Teil möglich sein, die Taliban im Mehrspielermodus zu spielen. Scheinheiligkeit, Ignoranz und Realitätsverschiebung galore gehen dabei auf beiden Seiten ins Gefecht. Da wäre zuerst die Bundeswehr an der Reihe: Es ist widerwärtig, so ein Spiel auf den Markt zu bringen, während in Afghanistan Menschen sterben.“ Ja, Herr Wilfried Stolze, das mag vielleicht sein, aber ist es nicht pervers, moralisch fragwürdig und menschenverachtend, die Bundeswehr auf Youtube als Erlebnisveranstaltung zu präsentieren, während sie derweilen Zivilisten am Hindukusch tötete?

EA kann das natürlich nicht auf sich sitzen lassen und kontert: „Wenn aktuelle Gewalt in Büchern, Filmen oder im TV thematisiert werden darf, warum nicht auch in einem Game“ Ganz einfach? Okay, weil ihr die Gewalt nicht hinterfragt, sonder nur einen aktuellen Krieg als Kulisse auswählt, weil es sich besser verkauft, eine höhere Medienresonanz hat und vielleicht für einen Skandal sorgen könnte. Also beschwert euch nicht über Stolzes Kommentar, es ist doch genau das was ihr haben wolltet. Und ganz ehrlich: ist Medal of Honor wirklich so schlecht, dass es sich ohne etwas Medien-Tamtam nicht verkaufen wird?

P.S.: Ein klein wenig erinnert mich das ja an eine gewisse Diskussion um ein sehr russisches Flughafen-Level, die wir letztes Jahr geführt haben. Warum also überhaupt darüber aufregen?

StarCraft 2 – Mein Ersteindruck

Es ist (endlich) da: heute Morgen, sehr sehr früh am Morgen sogar, stand endlich der Postbote mit meiner Collectors Edition vor der Tür (Anm. an mich: Conrad Electronics stinkt bei Vorbestellungen). Sorgsam aber doch mit einer gewissen Hektik riss ich die zig Schichten Folie von der Packung und der DVD-Hülle und schob den Rest der vollgestopften Box erst einmal beiseite. Okay, den „fucking awesome“™ USB-Stick konnte ich doch nicht ignorieren, dennoch, die CE hab ich mir eher gekauft weil ich StarCraft samt Addon Broodwar nach zig Umzügen als verschollen deklariere und gerne wieder haben wollte und nicht unbedingt wegen des sonstigen Inhalts – welcher wohl auch eher unspektakulär ausfallen soll.

Aber die CE ist ja eh scheißegal, kommen wir zum Spiel: nach der notwendigen Battle.net-Registrierungsorgie und einem an Machotum kaum überbietbaren „Krieg-ist-sowas-von-geil“-Intro befinden wir uns im Hauptmenü. Alles ist für Blizzard obligatorisch nett inszeniert und trotzdem übersichtlich. Multiplayer interessiert mich bei RTS kaum, dafür bin ich zu schlecht und die Koreaner zu flink und mindfucking intelligent, also nix wie rein in die Solo-Kampange. An dieser Stelle muss ich kurz meine Attitüde bzgl. Echtzeitstrategiespielen definieren: es gibt für mich nur zwei Serien, die mich jemals dazu getrieben haben, ein Strategiespiel anzufassen und das dann auch noch in Echtzeit zu bewältigen. Die Eine hört auf den Namen Age of Empires und war bis zum zweiten Teil genial, die Andere auf, naja, ihr-wisst-schon-wen. Alles andere geht mir am Arsch vorbei, weil zu schwer, zu langweilig erzählt, zu kleinteilig, zu viel, zu verstrickt, zu bieder, zu sehr typische Echtzeitstrategie halt. StarCraft war für mich immer das genaue Gegenteil: die Zwischensequenzen haben eine coole, nachvollziehbare und interessante Geschichte erzählt, das Stein-Schere-Papier-Einheitenprinzip war selbst für mich beherrschbar und die einzelnen Fraktionen hatten jeder seinen eigenen Reiz.

Die ersten vier Matches der Kampagne dürften dann wohl auch eher als Aufwärmübung für vergreiste Strategen oder als Einführung für RTS-Neulinge taugen. Ich gehöre irgendwie zu Beidem und finde es ganz angenehm, dass man nicht sofort mit dem kompletten Techtree überfrachtet wird. Um genauer zu sein: bis auf Space Marines, Marodeure und Sanitäter gibts keine weiteren „Nahkampfeinheiten“. Bunker und Raketentürme stellen das Basenverteidigungsprogramm dar und der Rest besteht aus einem sehr minimalen Basenbau. Das mag Profis und Fortgeschrittene stören, mir wars erst einmal latz. Das Schlachtfeld an sich, dieses kleine hinterhältige dreckige Biest, lässt sich ansonsten so beackern wie schon im Vorgänger. Innovationen gibt es quasi nicht. Ein paar neue Einheiten, wie der Flammendingsdabumms kommen zwar dazu, sind aber erstens Soloplayer-exklusiv und zweitens das Minimum was eine Fortsetzung mitbringen muss. Ansonsten funktioniert meine alte Taktik immer noch ziemlich gut. Sprich: ich baue mir vier bis acht Space Marines (meistens reichen die Ressourcen nur für vier) gehe in Richtung Gegner-Basis, schaue mir an, was dort so aufgefahren wird, überlege kurz welche Einheiten dagegen Sinn machen und ziehe mich dann erst einmal zurück um meine Armee aufzubauen. Hört sich primitiv an, und gerade SC2-Freaks werden jetzt erschüttert sein, über die Einfallslosigkeit meiner Taktik, aber im Kampagnenmodus funktionert das tadellos.

Bis jetzt spielt sich StarCraft 2 also wie ein nettes Grafikupdate mit ein paar neuen Einheiten. Dass das Missionsdesign mit Überraschungsangriffen und sinnvollen Nebenmissionen gewohnt hochklassig ausfällt ist irgendwie klar und alles andere hätte mich von Blizzard auch arg enttäuscht, weswegen der Unmut zu neuen Ideen doch schon etwas an der schönen, neuwertigen, mit viel Politur auf hochglanz getrimmten Oberfläche nagt. Einzig der Kampagnenverlauf gestaltet sich anders als noch vom Vorgänger gewohnt: neue Einheiten bzw. deren Upgrades müssen teuer erkauft werden, das Geld dafür bekommt ihr ganz in Söldnermanier nur dann, wenn ihr Missionen erfolgreich absolviert habt. Meist stehen euch zwei Missionen zur Auswahl:

– die Samariter-Missionen: helft irgendwem in Not, dann bekommt ihr Einheit-X neu, und ein paar Forschungspunkte bzgl. Zerg oder Protoss, aber weniger Geld

– die Kapitalismus-Schwein-Mission: bergt irgendein wertvolles Alien-Artefakt, dann bekommt ihr natürlich auch eine neue Einheit und Forschungspunkte aber etwas mehr Geld

Das soll der Kampagne non-lineare Auswüchse verleihen, ob es das wirklich tut, kann ich bis jetzt aber noch nicht nachvollziehen.

Ein paar kleine Nerv-Faktoren gibt es übrigens auch schon: eure lieben WBFs stellen sich teilweise selten dämlich an und mauern sich gerne einmal dicht und irgendwie fehlt es an einer richtig übersichtlichen Zoomstufe, andauern schwebt ihr mit eurer Kamera zu direkt über dem Geschehen. Das sorgt zwar für etwas mehr „mitten-drin“-Feeling, geht einem aber gerade bei größeren Kampfgelagen etwas zu sehr auf den Senkel.