Ein Artikel über den Versuch, das Phänomen Zuckerberg in rund 120 Minuten einzufangen.
Gleich vorneweg: Ich werde in diesem Artikel weder den Beginn noch irgendeinen Teil des Films nacherzählen, dazu habe ich nämlich weder Lust noch Lust, ihr müsst und solltet ihn euch schon selber angucken. Nur soviel zu dessen Anfang: Die dargestellte Szene ist ein einfacher Dialog, er beginnt lustig, wird immer ernster und spiegelt somit sehr gut den Rest des kommenden Films wieder. Denn hier werden sehr ernste Themen behandelt, jedoch nie ohne einen angemessenen Teil an Ironie zu der jeweiligen Situation beizusteuern. Der Zuschauer bekommt hier auch eine erste Ahnung von dem durch David Fincher zugeschriebenen Charakter Mark Zuckerbergs.
Kaum fällt dieser Name, BÄM, sind wir mitten ihm Geschehen. Doch was ist das ? Dieses Merkwürdige Geräusch ihm Hintergrund, während der Laufszene mit den Opening Credits ! AAA Hilfe ! Aber dann… Ah, viel besser. Ein Ausnahmepatzer in diesem Film. Und falls es an den Boxen des Premierenkinos von Columbia Pictures in New York lag meines örtlichen favorisierten Kinos lag, bitte ich diesen Einwurf zu entschuldigen. Denn die restliche musikalische Untermalung des Films ist keinesfalls schlecht. Ich würde sie eher als zurückhaltend bezeichnen. Eine sehr passende Zurückhaltung bei einem Film, der von seinen Dialogen getragen wird. Dennoch ist es gerade die Musik, die die spannenden Szenen des Films erst spannend macht.
Das Wort Szene, wie passend. Mir persönlich kam es so vor, als ob alle Szenen relativ langlebig wären. Diese Länge macht sie jedoch keinesfalls langweilig, ich hatte eher das Gefühl dass jeder einzelne Szene ihre Bedeutung und somit eben auch ihre zeitliche Länge zugesprochen wird. Die Aufmerksamkeit des Zuschauers wird durch spannende Momente, intelligente Dialoge, aber auch durch Zeitsprünge bei der Erzählung konsequent eingefordert. Eine gelungenes Stilmittel sind zudem die zuweilen auftauchenden Panoramaaufnahmen. Sie kommen unbemerkt, präsentieren eine schlichte, aber durch Kameraspiele mit Schärfe und Unschärfe aufgewertete Umgebung, die den Zuschauer nach schnellen Szenen kurz unterbewusst zum sammeln seiner Gedanken anregt.
Die ist auch nötig, wenn Zuckerberg wird nie als eindeutig gut oder schlecht umschrieben. David Fincher urteilt nicht über ihn, was ich ihm hoch anrechne und auch dem Film sehr zugutekommt. Die Verhandlungen zeigen seine guten und schlechten Seiten und das offene Ende lässt den Zuschauer selber urteilen.
Für mich zählt in Filmen das Gesamtkonzept. Ich erwarte nicht von jedem Schauspieler einen Joker ala Heath Ledger , aber der dargestellte Charakter muss glaubwürdig sein. Dies gelingt hier auch weitestgehend, denn die Charaktere bleiben sich ihrer Art treu. Was zwar wohl zum einen Teil mit dem Drehbuch zusammenhängt, zum anderen aber auch durchweg gut vermittelt wurde. Speziell erwähnt werden sollte Jesse Eisenberg, der sehr gut die, wie ich mit meinem Laienwissen einzuschätzen versuche, doch anspruchsvolle, zwiespältige Art des Herrn Zuckerbergs hervorragend darzustellen weiß. Und das bei einer Rolle, deren Analyse im Mittelpunkt des Films steht. Negativ ist mir hierbei allein die Leistung von Justin Timberlake aufgefallen. Dies muss nicht an seiner Schauspielkunst liegen, doch allein sein Image des nicht unbedingt gehaltvollen Popstars macht ihn für mich in jeder anderen Rolle außer in seiner eigenen unglaubwürdig. Der Preis aber an die überflüssigste Schauspielerin und den überflüssigster Charakter in diesem Film geht zweifelsohne an Brenda Song/Christy Lee. Wirklich beeindruckend, wie jemand, der ihn jeder Aufzählung des Filmcasts ganz vorne steht, im Rückblick auf den gesamten Film so unglaublich bedeutungslos sein kann. Respekt.
Was den Film für mich persönlich aber umso faszinierender macht, ist seine Art der Darstellung der Medienplattform Internet. Wie oft würde ich in letzter Zeit gefragt, „Wofür schreibst du denn Artikel im Internet ?“. Okay, die typische Antwort ist, weil ich Spaß daran habe. Doch warum habe ich daran Spaß ? Die Antwort ist das Mitteilungsbedürfnis, und dieses Gefühl bringt dieser Film in gebührender Form auf die Leihnwand.
Gleichzeitig bedeutet das aber, wer diesem Medium nicht so viel Bedeutung zuschreibt, den Film lange nicht so hochhalten wird wie ich es hier tue. Und gerade weil das doch immer noch bei einem großen Teil der Gesellschaft so ist, steht „The Social Network“ aktuell nur auf Platz 3 der Kinocharts. Hinter „Konferenz der Tiere“. Also wirklich, werter Leser, da wird man doch etwas ändern können oder ?
Zugegeben, ich habe diesen Artikel hier geschrieben, nachdem ich den Film einmal gesehen hatte. Um also keinen allzu großen Matsch Müll zu schreiben, habe ich in Kritiken über diesen Film gestöbert. Und was sehen ich da, einen „Like“ Button von Facebook. Für mich purer Sarkasmus. Dies lässt mich letztendlich zu dem Schluss kommen, dass obwohl Mark Zuckerberg weder gut noch schlecht aus dem Film rauskommt, er trotzdem über diesen erhaben ist.
Er ist eben einfach Mark Nerdberg Zuckerberg.