Wow, das ging aber schnell

Wir erinnern uns: 4players schreibt ein Preview, das Atari so nicht in den Kram passt. Darauf hin stellt Atari legliche Aktivitäten gegenüber 4players ein. Es gibt also weder Testmuster, noch weitere Previewfassung von irgendeinem Titel. 4players lässt sich davon aber nicht beeindrucken und besorgt sich von seinem örtlichen Händler vor Releasedatum des Spiels eine eigene Testversion. Im nun folgenden Test bekommt Alone in the Dark 5 (Untertitel sucken immer noch) mit 68 Prozentpunkten eine durchschnittliche Wertung. An sich nicht schlimm, hätte man bei Atari bzw. Eden Games nicht rund fünf Jahre an diesem Titel gearbeitet und wäre Alone in the Dark 5 nicht eins der wenigen verbliebenen Zugpferde im Atari-Stall. 68 Prozent sind dabei leider nur Durchschnitt, eine Kaufempfehlung sieht anders aus. Bei Atari scheint man sauer zu sein.

Was nun folgt, kennen wir alle: Atari schickt an 4players ein Fax, in dem gefordert wird, dass der Test sofort wieder offline zu gehen habe. 50.000 Euro Strafe und die Begründung der Test verstoße gegen „geltendes Recht“ sollen dafür als Gründe reichen. 4player ist beleidigt. Jörg Luibl, Chefredakteur das Magazins, mutiert zu einem beleidigten 14-jährigen Kind und lässt uns daran in seiner Kolumne teilhaben.

Atari meldet sich, wie zu erwarten war, erst einmal nicht in der Öffentlichkeit. Erst als das Magazin „der Westen“ nachharkt, ist man zu einem Statement bereit. Darin spricht man von Berichten die tendenziös sein, möchte aber zugleich deeskalieren. Daraufhin gibt es noch einmal Kontra von Jörg Luibl, der sich nun aber ein wenig beruhigt zu haben scheint. Die Sache schaukelte sich also langsam hoch. Gerade weil auch eher spielefremde Magazine langsam anfingen darüber zu berichten. Zudem wurden auch ausländische Seiten dazu gedrängt, die Testberichte wieder aus dem Netz zu nehmen. Als Krönung gab sich „der Westen“ dann noch einmal die Ehre und führte ein Interview mit Jörg Luibl.

Nun sollte man mein, dürfte die Diskussion doch noch ein wenig andauern. Tja, falsch gedacht. Atari hatte wohl ein Einsehen. Gestern Abend konnte man dann bei 4players, diese knappen Zeilen nachlesen:

Der Streit zwischen 4Players.de und Atari wurde heute beigelegt. In einem persönlichen Gespräch zwischen beiden Parteien hat Atari Deutschland die Anschuldigungen gegenüber 4Players.de in allen Punkten zurückgenommen. Außerdem werden die rechtlichen Maßnahmen gegen 4Players.de eingestellt. Damit wurden die Differenzen im Fall Alone in the Dark in beiderseitigem Einvernehmen überwunden. Atari und 4Players.de freuen sich auf die zukünftige Zusammenarbeit.

Ziemlich knapp gehalten, kein Kommentar vom sonst zu meinungsbewussten Herrn Luibl. Nichts, nada. Nur diese paar Zeilen aus dem PR-Generator für Entschuldigen. Da hatte es wohl jemand sehr eilig oder verdammt gute Argumente. Fraglich ist bis jetzt nur, ob sich Atari auch bei den ausländischen Magazinen entschuldigt hat. Man darf also gepannt bleiben…

Atari vs. 4players – Der Westen interviewed Jörg Luibl

Atari LogoDas Online-Magazin „der Westen“ scheint irgendwie eine richtige Affinität zu diesem Thema entwickelt zu haben. Nachdem man exklusiv das Statement von Atari veröffentlichte, hat man sich nun dazu entschieden noch einmal Herrn Luibl zu Wort kommen zu lassen.

Von seiner Kindersprache hat sich der gute Herr zum Glück nun endgültig verabschiedet und auch der Auftakt sorgt bei mir für wiedergewonnene Sympathiepunkte. Klar und sachlich wird hier die Ausgangslage, sowie die Reaktion der 4players-Redaktion geschildert. Was mir dann aber doch etwas sauer aufstößt ist gerade der letzte Teil des Interviews.

Hier wird Herr Luibl darauf angesprochen, ob es bei ihm in der Redaktion schon einmal zur Beeinflussungen der Art „schreib mal nicht zu hart über Titel XYZ, wir haben gerade eine schöne Werbekampagne an den Publisher verkaufen können“ gekommen sei. Natürlich nicht ist die Antwort. Durchaus verständlich, schließlich würde man sich ansonsten nicht so dermaßen gegen Ataris Einschüchterungsversuche wehren. Was danach kommt finde ich dann aber arg überflüssig. Ergänzend zu seiner Antwort wird noch schnell erwähnt, dass er “ aus privaten Gesprächen mit Kollegen“ durchaus erfahren hat, dass solche Praktiken bei dem ein oder anderen Magazin „viel zu oft passiert [sind], weil die Redaktionsleitung es sich mit dem Publisher nicht versauen wollte.“ Genauere Angaben werden nicht gemacht, viel lieber wird, wie schon beim kritischen Herbst eine klare Linie zwischen 4player und andere Spielemagazine gezogen. Schließlich fahre man einen harten Kurs, der keine Rücksicht auf die Werbung nimmt. Möglich sei das aber auch nur, weil Chefredaktion, Verlag und Vertrieb da Hand in Hand arbeiten. Achja, bei 4players scheint die Welt also noch in Ordnung. Robin Hood verjagt die bösen Spielekapitalisten und verteidigt dabei die Tugenden des Spiele-Journalismus, während die anderen Magazin sich immer noch korrumpieren lassen. Ja, die Welt war schon immer schwarz und weiß.

Das man auf solche Pauschal-Verurteilung dann andererseits mit Kritik reagiert ist für Herrn Luibl übrigens nur ein Zeichen von „Arroganz“ und „hat viel mit dem Neid zu tun, den der Erfolg mit sich bringt.“. Ahja, danke für diesen erneuten Einblick in die Aufteilung der Magazinwelt in Gut (4players) und Böse (den Rest).

Warum ich mich über soetwas aufrege? Ich schreibe seit gut fünf Jahren selbst Testberichte für verschiedene Online-Magazine und wurde dabei noch nie in meiner Meinungs- und Entscheidungsfreiheit eingegrenzt. Ja, lieber Jörg Luibl, das geht auch bei anderen Magazinen.

Atari vs. 4players : ab in die nächste Runde

Neuigkeiten im Fall „Atari vs. 4 players“: Atari hat sich zu Wort gemeldet. Kaum zu glauben und irgendwie auch ein wenig mutig, bei dem Mist, den man bis jetzt verzapft hat. Nungut: das Online-Magazin „der Westen“ musste nachharken. Aber immerhin.

Was dabei rausgekommen ist, ist so schön fragwürdig und auch ein wenig lustig, dass ich euch an dieser Stelle die drei Absätze einfach mal so auftische:

„ATARI Deutschland achtet und schätzt das Recht auf freie Berichterstattung und Pressefreiheit. Es ist weder im Interesse von ATARI Deutschland, noch Stil des Unternehmens, Medien welcher Gattung und Größe auch immer, anzugreifen oder unter Druck zu setzen. Dennoch ist ATARI Deutschland der Ansicht, dass Berichterstattung fair und nicht tendenziös sein sollte.

ATARI Deutschland behält sich, gerade auch im Wiederholungsfall vor, sich gegen unfaire und mutwillig geschäftsschädigende Praktiken zu wehren und notfalls juristisch vorzugehen.

Im konkreten Fall, der Berichterstattung von 4Players zu dem Spiel „Alone in the Dark“, ist ATARI um Deeskalation bemüht. Eine entsprechende Kampagne ist in Vorbereitung und startet Anfang der nächsten Woche.“

Interessant, nicht wahr? Man achtet also die Pressefreiheit, Berichte dürfen aber nicht tendenziös ausfallen. Nur ab wann ist eine Berichterstattung tendenziös? Was kann denn 4players bitte dafür, dass Alone in the Dark weder in der Preview noch in der Testversion zu höheren Weihen getaugt hat? Muss sich ab sofort jedes Magazin vor Klagen eines Publishers fürchten, nur weil ein Spiel sich während der Zeit, in der darüber berichtet wurde, qualitativ nicht gebessert hat? Ich glaube kaum. Wäre ich Atari, so würde ich meinen Schwanz ganz klein einziehen und darauf hoffen, dass die Sache nicht noch weiter ausufert. Klar, man ist jetzt um Deeskalation bemüht. Nur leider kommt das wohl ein wenig zu spät.

Jörg Luibl hat dazu auch seinen Senf abgegeben und hört sich nun nicht mehr wie ein 14-jähriges Kind an, dass man Computer- und Fernsehverbot erteilt hat. Danke für die neu gewonnene Sachlichkeit, auch wenn der gute Herr natürlich ein wenig dramatisiert und daraus einen internationalen Skandal macht. Ja, es wurden auch andere Webseiten bedrängt, ABER: es geht hier um einen popeligen Testbericht zu einem Stück Unterhaltungssoftware und nicht um ein neues Watergate. Ein bisschen weniger Drama wäre hier mal angebracht.

Befriedigend nicht befriedigend genug

Atari Logo Gleich zum Einstand nen Skandal als Thema gewählt. Ui, das fängt ja gut an. Nun aber zum eigentlichen Thema:

Wir alle kennen Atari. Entweder haben wir in den 80er Jahren Stunden über Stunden vor deren damals noch als Telespiele bekannten Konsolen verbraten oder zumindest in der ein oder anderen Spielezeitschrift ein Special über die Firma gelesen.

Ich gehöre aufgrund meines Alters ganz klar zur letzten Fraktion. Nun ist Atari aber schon lange nicht mehr Atari, sondern eigentlich der französische Publisher Infogrames. Die Herren haben irgendwann Anfang 2000 oder 2001, ich weiß es ehrlich gesagt nicht mehr so genau, den Namen von Hasbro abgekauft. Diese wollten ihre eher weniger profitable Entertainment-Sparte nämlich komplett abstoßen. Seitdem hat Atari, was ja eigentlich Infogrames ist, nicht mehr wirklich viel zu lachen. Etliche vermeindliche Triple-A-Titel floppten, darunter so berühmte Beispiele wie die Driver-Serie, und schon recht schnell geriet man in finanzielle Schwierigkeiten. Damals verkaufte man dann so ziemlich alles, was man noch an Tafelsilber im Schrank hatte und produzierte von da an nur noch YU-GI-OH- und Wrestling-Titel. Man war also am Spielemarkt nur noch ne kleine Nummer.

Für so eine kleine Nummer mag es dann auch umso bitterer sein, wenn ein, mal wieder vermeindlicher, Top-Titel von einem recht bekannten deutschen Magazin mit einer Wertung im oberen 60er-Bereich abgespeist wird. So geschehen bei Alone in the Dark – Teil 5 (Untertitel sucken eh). Seit einer halben Ewigkeit in Entwicklung, mehrmals verschoben und dann immer noch nicht gut genug für eine hohe 80er oder gar ne gute 90er Wertung. Da kann man schonmal pissig werden, gerade dann wenn man sich vorher mit dem wertenden Magazin eh nicht so grün war. Also mahnen wir einfach mal schnell per Anwalt ab, das geht bequem und auch noch frei Haus. Heraus kam dann als Retourkutsche diese herrliche Kolumne Jörg Luibls, 4players´Chefredakteur und Moralapostel sowie Schreckgespenst der Branche zugleich.

Recht hat der gute Herr ja. Die Idee Ataris, ein Test eines Spiels könnte gegen „geltendes Recht“ verstoßen halte ich schon für arg fragwürdig. Warum man die gesamte Kolumne dann aber in die Sprache eines 14-jährigen CounterStrike-Kiddies einbetten muss bleibt mir ein Rätsel.

Immerhin: Branchen-Veteranen wie der werten Frau Fröhlich kann man mit solch einer Kolumne nur schwerlich hinterm Ofen hervor locken. In ihrem Kommentar tut sie das Ganze als „gelebte Praxis“ ab. „Stornierte Werbekampagnen, Streichung vom Testmusterverteiler, Ausladung von Veranstaltungen, keine Exklusivinterviews für die nächsten 200 Jahre, wüste E-Mails, laute Telefonate“, können laut ihr schon einmal vorkommen. Nungut, dann verstehe ich auch, warum die PC Games seit Jahren kein neues, dringend benötigtes Konzept bekommen hat, eben gerade hat schließlich wieder jemand von JoWood angerufen und wollte unbedingt ein paar Kleingkeiten klären…