Es ist (endlich) da: heute Morgen, sehr sehr früh am Morgen sogar, stand endlich der Postbote mit meiner Collectors Edition vor der Tür (Anm. an mich: Conrad Electronics stinkt bei Vorbestellungen). Sorgsam aber doch mit einer gewissen Hektik riss ich die zig Schichten Folie von der Packung und der DVD-Hülle und schob den Rest der vollgestopften Box erst einmal beiseite. Okay, den „fucking awesome“™ USB-Stick konnte ich doch nicht ignorieren, dennoch, die CE hab ich mir eher gekauft weil ich StarCraft samt Addon Broodwar nach zig Umzügen als verschollen deklariere und gerne wieder haben wollte und nicht unbedingt wegen des sonstigen Inhalts – welcher wohl auch eher unspektakulär ausfallen soll.
Aber die CE ist ja eh scheißegal, kommen wir zum Spiel: nach der notwendigen Battle.net-Registrierungsorgie und einem an Machotum kaum überbietbaren „Krieg-ist-sowas-von-geil“-Intro befinden wir uns im Hauptmenü. Alles ist für Blizzard obligatorisch nett inszeniert und trotzdem übersichtlich. Multiplayer interessiert mich bei RTS kaum, dafür bin ich zu schlecht und die Koreaner zu flink und mindfucking intelligent, also nix wie rein in die Solo-Kampange. An dieser Stelle muss ich kurz meine Attitüde bzgl. Echtzeitstrategiespielen definieren: es gibt für mich nur zwei Serien, die mich jemals dazu getrieben haben, ein Strategiespiel anzufassen und das dann auch noch in Echtzeit zu bewältigen. Die Eine hört auf den Namen Age of Empires und war bis zum zweiten Teil genial, die Andere auf, naja, ihr-wisst-schon-wen. Alles andere geht mir am Arsch vorbei, weil zu schwer, zu langweilig erzählt, zu kleinteilig, zu viel, zu verstrickt, zu bieder, zu sehr typische Echtzeitstrategie halt. StarCraft war für mich immer das genaue Gegenteil: die Zwischensequenzen haben eine coole, nachvollziehbare und interessante Geschichte erzählt, das Stein-Schere-Papier-Einheitenprinzip war selbst für mich beherrschbar und die einzelnen Fraktionen hatten jeder seinen eigenen Reiz.
Die ersten vier Matches der Kampagne dürften dann wohl auch eher als Aufwärmübung für vergreiste Strategen oder als Einführung für RTS-Neulinge taugen. Ich gehöre irgendwie zu Beidem und finde es ganz angenehm, dass man nicht sofort mit dem kompletten Techtree überfrachtet wird. Um genauer zu sein: bis auf Space Marines, Marodeure und Sanitäter gibts keine weiteren „Nahkampfeinheiten“. Bunker und Raketentürme stellen das Basenverteidigungsprogramm dar und der Rest besteht aus einem sehr minimalen Basenbau. Das mag Profis und Fortgeschrittene stören, mir wars erst einmal latz. Das Schlachtfeld an sich, dieses kleine hinterhältige dreckige Biest, lässt sich ansonsten so beackern wie schon im Vorgänger. Innovationen gibt es quasi nicht. Ein paar neue Einheiten, wie der Flammendingsdabumms kommen zwar dazu, sind aber erstens Soloplayer-exklusiv und zweitens das Minimum was eine Fortsetzung mitbringen muss. Ansonsten funktioniert meine alte Taktik immer noch ziemlich gut. Sprich: ich baue mir vier bis acht Space Marines (meistens reichen die Ressourcen nur für vier) gehe in Richtung Gegner-Basis, schaue mir an, was dort so aufgefahren wird, überlege kurz welche Einheiten dagegen Sinn machen und ziehe mich dann erst einmal zurück um meine Armee aufzubauen. Hört sich primitiv an, und gerade SC2-Freaks werden jetzt erschüttert sein, über die Einfallslosigkeit meiner Taktik, aber im Kampagnenmodus funktionert das tadellos.
Bis jetzt spielt sich StarCraft 2 also wie ein nettes Grafikupdate mit ein paar neuen Einheiten. Dass das Missionsdesign mit Überraschungsangriffen und sinnvollen Nebenmissionen gewohnt hochklassig ausfällt ist irgendwie klar und alles andere hätte mich von Blizzard auch arg enttäuscht, weswegen der Unmut zu neuen Ideen doch schon etwas an der schönen, neuwertigen, mit viel Politur auf hochglanz getrimmten Oberfläche nagt. Einzig der Kampagnenverlauf gestaltet sich anders als noch vom Vorgänger gewohnt: neue Einheiten bzw. deren Upgrades müssen teuer erkauft werden, das Geld dafür bekommt ihr ganz in Söldnermanier nur dann, wenn ihr Missionen erfolgreich absolviert habt. Meist stehen euch zwei Missionen zur Auswahl:
– die Samariter-Missionen: helft irgendwem in Not, dann bekommt ihr Einheit-X neu, und ein paar Forschungspunkte bzgl. Zerg oder Protoss, aber weniger Geld
– die Kapitalismus-Schwein-Mission: bergt irgendein wertvolles Alien-Artefakt, dann bekommt ihr natürlich auch eine neue Einheit und Forschungspunkte aber etwas mehr Geld
Das soll der Kampagne non-lineare Auswüchse verleihen, ob es das wirklich tut, kann ich bis jetzt aber noch nicht nachvollziehen.
Ein paar kleine Nerv-Faktoren gibt es übrigens auch schon: eure lieben WBFs stellen sich teilweise selten dämlich an und mauern sich gerne einmal dicht und irgendwie fehlt es an einer richtig übersichtlichen Zoomstufe, andauern schwebt ihr mit eurer Kamera zu direkt über dem Geschehen. Das sorgt zwar für etwas mehr „mitten-drin“-Feeling, geht einem aber gerade bei größeren Kampfgelagen etwas zu sehr auf den Senkel.