Falls ihr vorhaben solltet mit diesem Spruch jemals die Aufmerksamkeit des anderen Geschlechts auf euch zu ziehen, sei euch an dieser Stelle davor gewarnt undzwar eindringlich! Extrem eindringlich! Der zugegebenermaßen nicht gerade ernst gemeinte Selbstversuch meinerseits brachte interessante Erkenntnisse über den sozialökonmischen Status der jeweils angessprochenen Person und die Etablierung von Videospielen in der Gesellschaft zum tragen. Anders formuliert: ob ihr nun die üppig dekoltierte Disco-Tante oder die, euerer Meinung nach sicherlich etwas aufgeklärtere, gut gebildete Studenpartie-Besucherein angrabt, Videospiele sind dafür so hilfreich wie Mundgeruch.
Interessanterweise handelt es sich bei Videospielen genauso um ein Unterhaltungs- und Kulturgut wie bei Filmen. Nur ist die Erfolgsquote weithaus höher, das hübsche Gegenüber doch noch zur intimen Zweisamkeit zu bewegen, wenn man mit einem ordentlichen Filmwissen prahlen kann. Ganz krass wird es dann aber bei der Frage nach den eigentlichen Interessen: „ich studiere Film“ kommt ungefähr einhundert Millionen Mal besser an als ein „ich möchte Videospieldesigner werden“. Woran das liegt mag sicherlich viele Ursachen haben, für Sozialwissenschaftler ist das also durchaus interessant, ich betreibe hier aber seriösen Hobbyjournalismus, mir reichen also schon die Cover zwei sich wie blöde verkaufender Spieleserien:
„Dead or Alive 2“ war, soweit ich mich richtig erinnere, der erste Titel, der eine eigene Physikengine nur dafür hatte, um die Bewegung der weiblichen Brüste korrekt zu simulieren. Gehts noch geekiger? Klaro: die Dead-or-Alive-Reihe ziehlt seit jeher auf noch nicht ganz männliche Käufer ab. Tanten mit üppiger Oberweite, gezwängt in irrwitzige Lederkostüme bedienen nicht nur den SM-Freak, sondern sorgen auch bei pubertären 16-Jährigen, soweit von YouPorn nicht komplett desensibilisiert, für „ordentlich was zum Gucken“ auf dem Screen. Wem das jetzt noch nicht genug Geschlechterklischees sind, der darf sich an muskelbepackten Männern, quietschenden Frauenstimmen und Lolitaoutfits, die jedem Pedophilen das Wasser im Mund zusammen laufen lassen würden, erfreuen. Mich wundert es nicht, dass einige meiner Versuchsobjekte sich angewiedert von mir abwendeten. Achja, nur so unter uns Videospiel-Geeks: „Dead or Alive 2“ auf der Dreamcast war und ist trotzdem eine Mordsgaudi.
„Medal of Honor“ ist so ein typisches Spiel, das wahrscheinlich nur Videospieler verstehen. Welchen Reiz es genau ausübt, irgendwelche Kriege noch einmal nachzuspielen und dabei virtuell das Leiden Anderer mit ansehen zu müssen, bleibt selbst manch durchaus Spiele-affinen Menschen verborgen. Heldenpathos, rudimentäre Handlungsstränge und übertriebene Gewaltdrastellung vergraulen selbst ironisch veranlagte Spielerinnen, die über die „Dead or Alive“-Serie als lustigen Teenager-Traum eines Spieledesigners noch milde schmunzeln konnten. Nur zwei Titel reichen also aus, um Videospiele komplett fürs weibliche Geschlecht uninteressant zu machen. Tolle Wurst.
Natürlich gibt es Ausnahmen. Eine Ex-Freundin von mir war unglaublich besessen von „Soul Calibur“ und konnte sich auf für Adventures begeistern, Geld für Videospiele würde aber auch sie nicht ausgeben wollen. Doch es gibt eine Art Messiahs. Ja, hier greift das Wii-Klischee, aber auch Titel wie „Singstar“ oder „Nintendogs“ können punkten. Es gibt also Licht am Ende des Tunnels. Solange uns aber von jeder GameStar-Ausgabe entweder leicht bekleidete „Heldinnen“ oder grimmig dreinblickende Muskelmänner anstarren dürfen sich gerade Videospiele nicht wundern, warum ihr Hobby immer noch als nerdig verschrieen wird.