Warum GamersGlobal keiner braucht

Gamers GlobalJörg Langer sollte eigentlich über eine gewisse Kernkompetenz in Sachen Videospielejournalismus verfügen. Der gute Herr war immerhin Mitbegründer und jahrelanger Chefredakteur der GameStar und das zu ihren besseren Zeiten.

Vor ein paar Stunden (?) ging sein neues Baby ans Netz: GamersGlobal soll dabei ein „neues“, „innovatives“ Spielemagazin sein. Nicht „irgendwie Web 2.0“, sondern eher eine Bündelung aus dem eingeschränkten, aber sehr speziellen  und umfangreichen Fachwissen diverser Genre-Freaks und der „Objektivität“ und „Professionalität“ gestandener Spieleredakteure. Anders übersetzt: User können ihre eigenen News, Reviews und dergleichen auf GamersGlobal online stellen, während im Hintergrund eine professionelle Redaktion die Inhalte überwacht, verbessert oder ggf. ergänzt. Damit nun nicht aber jeder Möchtegernjournalist mit seinem sprachlichen Dilettantismus die Plattform überflutet muss man sich durch das Schreiben von Kommentaren oder Forenbeiträgen Erfahrungspunkte erarbeiten. Belohnt wird man dann damit, dass man irgendwann selbstständig Artikel schreiben darf und andere User kontrollieren kann.

Mal ganz ehrlich? WTF?

Ich möchte an dieser Stelle nicht wie „SeniorGamer“ dem Projekt Ausbeutung unterstellen. Nein, jeder Möchtegernschreiberling, der sich dort anmeldet, wird vorher umfassend darüber informiert, was seine Aufgabe ist. Und das ist, um es einmal etwas harscher zu formulieren, nichts weiter also Content zu produzieren, den er wiederum aus anderen Quellen haben muss. Gerade im Newsbereich wird dies zum Fallstrick für GamersGlobal werden. Denn was fehlt jedem soeben zum Newsschreiber befördertem GG-Knecht? Genau, eine feste Redaktionanschrift, der geschulte Umgang mit Pressevertretern diverser Publisher und, last but not least, ein Namen in der Branche. Wie soll diese arme Wurst denn bitteschön eine News recherchieren, außer indem sie im Internet über die bekannten englischsprachigen Quellen surft und von dort einfach abschreibt? Genau, er kann es gar nicht anders und damit verkommt der Newsbereich von GamersGlobal zu eben dem, was man im Internet auf jeder zweiten Spielewebseite geboten bekomme: eine Zweitverwertung von IGN, Shacknews, Gamespot und Konsorten. Wow, das hört sich für mich echt innovativ an.

Darüber hinaus strotzt die Seite nur so vor Wiedersprüchen:

1. Einfache Webstandards werden nicht erfüllt: RSS-Feed? Ach, viel zu sehr Web 2.0. Multi-Browser-Kompatibilität? Pah, nutzen doch eh alle den Firefox.

2. Die erste Regel im „Wie schreibe ich eine gute News“-Leitfaden lautet „Schreib über spannende Sachen“. Was sollen bitte an Themen wie „Divinity 2: Die ersten Fertigkeiten & der Kampf als Mensch“ oder „Valve über Duke-Gerücht: „Nein, das stimmt nicht“ spannend sein? Gerade dann, wenn man wie in diesem Fall nur bekannte Newsseiten erneut zitiert, wie schon davor 4players, Gameswelt, Looki, Spieletipps.de, Demonews, ……

3. Ihr wolt euren eigenen Artikel haben, die durch das universelle Fachwissen von professionellen Spielejournalisten sowie dem spezialisiertem Genre-Wissen einzelner Freaks ihre eigene Note haben. Warum verlinkt ihr denn bitte in dieser News auf fremde Testberichte? Vielleicht, weil euer Redaktionskonzept an einem weiteren Problem scheitern wird, bekannt unter dem bösen Wort Aktualität. Wie wollt ihr im harten Videospielmarkt,  in dem die meisten Abverkäufe und damit auch das größte Interesse an einem Spiel in den ersten zwei Wochen nach Release zu erwarten sind, bestehen, wenn euer Freaktester mangels Vorabrezensionsexemplar seinen Teil zum Test leider erst einen Monat nach Erscheinung des Titels beitragen kann?

4. Warum muss ich mir Erfahrungspunkte via Kommentarfunktion erarbeiten um im Forum als registrierter Benutzer posten zu dürfen? Wollt ihr lieber die Kommentarfläche unter euren Artikeln mit Nullinhalt gefüllt haben, nur damit ich mich im Forum austoben darf? Oder geht es euch schlicht und ergreifend nur darum, überhaupt Kommentare unter News wie „DeltaForce Xtreme 2 Demo und Release am 20.Mai“ zu haben? Ach, ich hab übersehen, dass es sich hierbei um eine „schöne Sammel-News samt kritischer, aber fundiert erscheinender Einschätzung“ handelt, gerade ohne die Information, dass DeltaForce Xtreme 2 „ erstmals auf DVD (Anzahl der Objekte machte dies mitunter erforderlich)“ erscheint, könnte ich jetzt nicht mehr leben. Da hat der Autor wirklich, wie auch im zweiten Punkt eures kleinen News-Leitfadens richtig erkannt, nur über „das Wesentliche“ geschrieben. DVD-Releases sind heute aber auch wirklich so exotisch, ohne diese Information wäre die News glatt wertlos.

GamersGlobal wird, und da könnt ihr mir in einem Jahr gerne auf den Sack hauen wenn es anders kommen sollte, innerhalb kürzester Zeit zu einer News-Wiederkau-Maschine mutieren, bei der unzählige Hobbyschreiberlinge einen möglichst hohen Output tagesaktueller Gaming-Unwichtigkeiten zum Besten geben werden, damit sie dann endlich den von ihnen lang ersehnten,  aber jetzt leider nicht mehr sehr aktuellen Monster-Test zu „Quake Wars“ abliefen können. Der wird sicherlich fundiert und so, aber ist leider einfach mal zig Jahre zu spät dran. So wie die Macher hinter GamersGlobal eben einfach Seiten und Trends wie Gamejudge oder Gamingblogs für Hardcore-Zocker wie Polyneux, Antigames, D-Frag oder  Working Title verschlafen haben. Web 0.1 geh dich Schlafen legen, aber schnell, du müffelst schon…


Wie Verlage bei der IVW tricksen

NDRs medienkritisches Magazin „Zapp“ hat sich einmal die Frage gestellt, wie es z.B. der Focus geschafft hat innerhalb weniger Monate gut 70.000 neue Leser zu finden. Das Ergebnis des Beitrags dürfte Medienexperten wenig überraschen, ernüchtert aber trotzdem und lässt grundsätzlich am Focus-Slogan „[…] und immer an die Leser denken!“ zweifeln.

Die in dem Beitrag von Zapp genannten Tricks werden natürlich nicht nur vom Focus angewandt. Auch Magazine wie die SFT, Chip, PC Welt, Cicero, Gala und die Financial Times bessern ihre Auflage mit Boardexemplaren auf. Interessant ist dabei z.B. zu beobachten, dass die Gala im 3. Quartal 2008 mit Boardexemplaren auf 382.430 verkaufte Exemplare kam, während von der InTouch nur 334.535 Hefte verkauf worden sind. Von der Gala sind also augenscheinlich mehr Hefte an den Mann gebracht worden. Nur wird die InTouch nicht gratis in Flugzeugen ausgelegt, sondern generiert ihre Verkäufe aus Abonnenten- und Kioskkäufern, während von der Gala allein rund 51.151 verkaufte Exemplare nur durch die kostenlose Auslage im Flugzeug erreicht worden sind. Zieht man eben diese Käufer, die ja im eigentlichen Sinne keine Käufer sind denn sie erhalten das Heft ja gratis, ab, so liegt die InTouch mit 3.256 verkauften Magazinen knapp vor der Gala.

So sorgt die Auflagentrickserie also nicht nur für einen höheren Anzeigenpreis sondern verzerrt auch noch den Wettbewerb unter den einzelnen Magazinen. Die IVW müsste hier also einmal deutlich einschreiten. Schließlich konkurrieren hier zwei Zeitschriften in derselben Sparte miteinander und während die InTouch von Bauer eigentlich mehr zahlende Leser vorweisen kann, gaukelt Gruner und Jahr seinen Anzeigenkunden bei der Gala den Auflagenvorsprung nur vor. Hier wird klar im Wettbewerb manipuliert, was nach dem deutschen Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen verboten ist.

Dasselbe Bild zeigt sich auch im IT-Sektor. Hier konkurrieren seit Urzeiten die drei PC-Fachmagazine c’t, PC Welt und Chip um die Gunst der Leser. Alle drei Magazine haben eine sehr hohe verkaufte Auflage von 346.803 Exemplaren (c’t), 400.223 Exemplaren (PC Welt) und 408.825 Exemplaren (Chip) und müssen sich deshalb um ihre Existenz am deutschen Zeitschriftenmarkt keine Gedanken machen. Laut diesen Zahlen ist die Chip vor der PC Welt mit rund 8.000 mehr verkauften Heften Marktführer, die c’t liegt relativ weit abgeschlagen auf dem dritten Platz. Zieht man nun die kostenlosen Boardexemplare bei allen drei Magazinen ab, wobei dies bei einem schwierig werden dürfte, dann erhält man eine ganz andere Reihenfolge:

1. Platz: PC Welt: 400.223 Gesamtauflage – 51.820 Boardexemplare = 348.403 Verkaufte Exemplare

2. Platz: c’t: 346.803 Gesamtauflge – 0 Boardexemplare = 346.803 Verkaufte Exmeplare

3. Platz: Chip: 408.825 Gesamtauflage – 75.497 Boardexemplare = 333.328 Verkaufte Exemplare

Oh Wunder der Verwandlung. Zieht man also bei allen drei Magazinen die Boardexemplare ab, dann ist der einstige Spitzenreiter auf einmal nur noch auf dem dritten Platz zu finden, während die auf den ersten Blick weit abgeschlagene c’t nun auf einem soliden zweiten Platz vorzufinden ist. Bei der PC Welt hat es indes sogar zur Marktführerschaft gereicht, wenn man einmal die ComputerBild außen vor lässt. Aber auch hier ist noch etwas faul. Schließlich werden von der PC Welt noch gut 21.834 Exemplare pro Monat bei der IVW unter der Kategorie „sonstige Verkäufe“ geführt. Hierzu zählen Hefte, die weder am Kiosk noch per Abo verkauft oder als Boardexemplare verschenkt werden, also auch keine reelle verkaufte Auflage darstellen. Zieht man diese Hefte noch einmal zusätzlich ab, dann ergibt sich folgendes Bild:

1. Platz: c’t: 346.803 Verkaufte Exmeplare – 0 Sonstige Verkäufe = 346.803 Verkaufte Exmeplare

2. Platz: Chip: 333.328 Verkaufte Exemplare – 1.903 Sonstige Verkäufe = 331.425 Verkaufte Exemplare

3. Platz: PC Welt: 348.403 Verkaufte Exemplare – 21.834 Sonstige Verkäufe = 326.569 Verkaufte Exemplare

Und schon wieder zeigt sich ein neues Bild. Die PC Welt ist nun auf den dritten Platz abgestiegen, während die c’t Marktführer ist und sich die Chip auf einem zweiten Platz vorfindet. Da alle drei Magazine selbst jetzt noch eine sehr gute verkaufte Auflagen haben ist diese Trickserei also keine Frage der wirtschaftlichen Existenz. Viel mehr scheint es darum zu gehen, dem Mitbewerber immer mit ein paar mehr verkauften Heften übertrumpfen zu wollen. Die Aussagekraft der IVW-Zahlen darüber, wie viele Leser nun aus reinem Interesse am Magazin und dessen Inhalten eben zu diesem Heft greifen, ist damit aber ad absurdum geführt worden.

Einfach nur schlecht

Ja, Horny alias Jochen Kolbe, „einfach nur schlecht“ ist er wirklich, dein Testbericht zu Spore. Keine brauchbaren Argumente, außer dass die Grafik sich wohl nicht mit Crysis messen kann, ein unglaublich schlechter Schreibtsil mit unlogischen Sätzen wie „Das EA selbst bei so einer schlechten Grafik es nicht gebacken bekommt grafisch wenigstens zu beeindrucken ist mehr als Peinlich“ und allein die Tatsache, dass du dein Null-Review noch durch drei Screenshots aufblasen musst, um von deinen jämmerlichen sechs kurzen Absätzen abzulenken, lassen mich gut nachvollziehen, warum Electronic Arts dir keine Pressemuster zusendet. Aber es liegt sicherlich wieder nur daran, dass dein Blog sich dadruch auszeichnet „die Wahrheit ungeschont zu sagen.“. Träum weiter…

Gamigo stellt sein Magazin ein

Gamigo war einmal eines der große Online-Spielemagazine und gehörte zu den Grundungsvätern der Szene. Das war alles einmal. Gamigo, das Magazin, zuletzt redaktionell gestämmt vom Zulieferer Daruxx wird eingestellt. Wirklich überraschend kam dies nicht. Seine Hochzeit hatte Gamigo zwischen den Jahren 2000 und 2003, danach ging es kontinuierlich bergab. Weniger die redaktionelle Qualität der Artikel ließ zu wünschen übrig, hier gab es gerade in den letzten Jahren solide Kost, sondern die miserablen Neugestaltungsvesuche gaben dem Magazin den Rest.

Zuerst versuchte man mit dem freundlichen Mexikaner im Logo noch eine eigene Marke zu etablieren. Irgendwann verschwand die Gestalt mit Hut aber und wich einem vergleichsweise wiedererkennungsarmes Durchschnittslogo samt Gamespot-ähnlichem Seitenlayout. Doch auch dieses Design sollte nur zwei Jahre lang wären ehe man sich wieder auf seine Ursprungsfarben zurück besann und fortan in knalligem Orange erschien – wohlgemerkt mit alten Schriftzug (s.o.). Zu kleine Textspalten und dadurch kaum lesbare Artikel, schlecht optimierter HTML-Code und fehlerhaft beschriftete Menüs inklusive Layer-Ad-Wahn ließen aber auch diesen Relaunch-Versuch zur Totgeburt werden. Gamigo verlor immer mehr an Bedeutung im deutschen Sprachraum.

Andere Magazine wie 4players, Gameswelt, Looki, Krawall und Onlinewelten überholten Gamigo in Sachen Reichweite, Medienpräsenz und Bedeutungsgrad. Auch das letzte Design, welches dieselben Fehler des Vorgängers wiederholte, konnte nichts daran ändern. Gamigo blieb ein Relikt, dank unzähliger Backlinks bei Google und anderen Seiten zwar immer noch ein Präsentess, für ein großes Magazin aber nicht mehr präsent genug. Für die Gamigo AG, in der Zwischenzeit zu einem profitablen und erfolgreichen Publisher diverser Online- und Browsergames aufgestiegen, spielte das Magazin nur noch eine untergeordnete Rolle. Zum Schluss müssen dann wohl auch die Werbeeinnahmen nicht mehr gereicht haben, um Gamigo, das Magazin, am Leben zu lassen. Schade dürfte es vor allem für Daruxx sein, schließlich war Gamigo einer ihrer größten Kunden. Gamesguide.de wird inoffiziell das Nachfolgemagazin werden. Ironischerweise ging Gamesguide 2001 in Gamigo auf, um diesem mehr User und damit mehr Marktgewicht zu verleihen.

Bessere Argumente bringen

„Mehr Format wagen“, so lautet der Appell Klaus Jarchows im medienkritischen Blog „medienleses.com“. In seiner Kolumne geht es mehr oder weniger darum, dass sich deutsche Blogschreiber nicht davon einschüchtern lassen sollen, erst einmal journalisistsche Leitlinien zu pauken bevor sie anfangen Artikel in ihren Blog zu setzen. Herrn Jarchow setzt dagegen, das man in Blogs mutig mit anderen Textformen experimentieren soll und seinen Lesern Artikel abseits von redaktionellen Standards wie dem „KISS“-Prinzip anbieten soll. Neue Ansätze und interessante Ideen, dafür bin ich gerne zu haben, für die Argumentation Klaus Jarchows jedoch nicht.

So versucht Jarchow im fünften Absatz die KISS-Regel damit zu wiederlegen, dass der am meisten kommentierte Artikel in seinem experimental Blog „Sargnagelschmiede“ mit 28.000 Zeichen eindeutig die Länge jedes Zeit-Essays überschreiten würde. Was er dabei jedoch vergisst zu erwähnen ist, dass es der Ursprungsartikel mit 536 Zeichen gerade einmal auf das Niveau einer kleinen Newsmeldung bringt. Die anderen 27.464 Zeichen werden durch Kommentare gefüllt. Wie man hiermit die auf den Artikel bezogene „keep it short and simple“-Regel wiederlegen will bleibt mir ein Rätsel. Der Großteil der erbrachten Textleistung kommt schlicht und ergreifend von diskutierwütigen Lesern seines Blogs und nicht vom Autor. Die Schlussfolgerung wäre für mich daher eher, dass Blogs dann am besten funktionieren, wenn ihre Beiträge höchst kontrovers sind. Das hat dann weniger etwas mit der Textlänge, sondern etwas mit dem Inhalt zu tun. Und hier dürfte es sich lohnen lieber so kurz und schlüssig wie möglich, anstatt umständlich und auschweifend zu schreiben. Der Leser soll ja schnell zu dem Punkt des Artikels gebracht werden, wo er das Kontroverse spüren und sich darüber seine Meinung bilden kann.

„Seo ins Klo“ lautet eine weitere mutige These Jarchows. Das Search Engine Optimization gerne überschätzt wird ist nicht neu. Trotzdem halte ich es für gewagt, den Nutzen von SEO durch ein simples Alexa-Ranking in Frage stellen zu wollen. Zum einen ist die Alexa-Toolbar auf dessen Grundlage Alexa seine Zahlen berechnet in Deutschland nicht sonderlich verbreitet, zum anderen rechnet Alexa auch gerne einmal falsch. SEO kann keine guten Inhalt ersetzen, jedoch dabei helfen, dass gute Artikel im Web schneller und damit besser gefunden werden. Hätte sich Herr Jarchow einmal genauer mit den Grundlagen der Suchmaschinenoptimierung vertraut gemacht, hätte er bemerken müssen, dass SEO mehr bedeutet als eindeutige Überschriften für seine Artikel zu finden. Bei SEO geht es u.a. auch darum, dass Artikel und Webseiten erst dadruch bei Google besser gefunden werden können, wenn diese von anderen Webseiten, die von Google als hochwertig und vertrauenswürdig angesehen werden, verlinkt werden. Verlinkt wird aber gerade in Bloggerkreisen nur das, was wirklich interessant ist. Gute Blogs mit interessanten Inhalten müssen aber erst von andere Bloggern gefunden werden, allein dabei hilft SEO. Es ist also nicht „nur da wirksam, wo nichts Eigenes existiert“, sondern ein Hilfsmittel um die Wahrnehmung seines Blogs in der Öffentlichkeit zu steigern.

Jarchow hat in seinen Anstätzen sicherlich Recht. Blogs eignen sich besonders gut dafür, andere Wege zu beschreiten. Es gibt bei privat betriebenen Blogs keine redaktionelle Leitlinie, keinen Chefredakteur der über die Wichtigkeit von Artikel urteilt und auch keinen Platzmangel. Das Internet, und da liegt Jarchow richtig, ist nun einmal „unendlich“. Sorgfältiger zu recherchieren und schlüssigere Argumente zu bringen, das hätte Jarchows Kolumne aber trotzdem gut getan.

Österreich hat natürlich eine Bild-Zeitung

Nein, ich werde in diesem Artikel nicht über die Krone-Zeitung schreiben, schließlich ist die deutsche Bild eine Boulevard- und keine durchgehend ausländerfeindliche Zeitung (darf man sie überhaupt so nennen?). Wovon ich spreche ist das Stück Presseerzeugnis mit dem Namen „Österreich“. Nur um es gleich vorweg zu sagen, „Österreich“ ist ungefahr so objektiv, unparteiisch und nicht tendenziös bei ihrer Berichterstattung wie der Name einfallsreich ist.

Die Titelseite verkündet schon in Signalfarben und dicken Überschriften „Brutalste Attacke aller Zeiten/ Strache: Sexangriff auf Haider“ (Titel der Montag-Ausgabe). Mit Superlativen wird allgemein nicht gegeizt, Autounfälle sind unglaublich, es gibt hier ein Drama und da ein Drama. Stimmungsmache ist das täglich Brot der „Österreich“-Redaktion. Das kennen wir von der Bild und so überrascht es auch nicht, dass auch „Österreich“-Leser einen Mehrwert mit der Zeitung angeboten bekommen. Ähnlich wie Volksbibel und Co. wird auf einer Doppelseite gleich nach der Titelseite für Kochbücher zum Preis von einem Euro geworben. Das bekommen natürlich nur „Österreich“-Leser. Wer seine Leser also nicht durch redaktionelle Inhalte binden kann, der versucht sie eben durch Sonderaktionen zu gewinen. PR-technisch richtig klasse ist dann auch die Idee, seine Leser davon zu überzeugen einen Werbeaufkleber mit der Aufschrift „I love Österreich“ auf sein Auto zu kleben, nur damit die Möglichkeit besteht, einen von zehn 70-Euro-Tankgutscheinen zu gewinnen. Gratulation, so realisiert man kostengünstige Massenwerbung.

Redaktionell betrachtet ist „Österreich“ dann aber auch nicht mehr als eine typische Boulevard-Zeitung. Die ersten Seiten sind gefüllt mit dem aktuellen Politikgeschehen in Österreich. Alles immer schön einfach mit bunten Bildern und knalligen Überschriften aufgemacht. Artikel sind selten mehr als eine Seite, meistens eher nur die Hälfte davon lang. „Österreich“ ist Boulevard, verkauft sich selbst aber als „unabhängig“ und „überparteilich“. Wie die Bild also. Dazu gehören auch Meldungen wie „Bub schnitt Schwester Finger an“. Politisch nicht relevant für die Zielgruppe wohl aber genau richtig. Ein umfangreicher Sportteil darf natürlich auch nicht fehlen.

Warum ich das schreibe? Weil ich gerade recht erstaunt festgestellt habe, dass Boulevard überall gleich funktioniert. Tja, man lernt eben nie aus.

Games and More – Computec macht einen auf Casual-Gamer

WiiPlayer und die eingestampfte PlayVanilla haben schon ein wenig den Trend erahnen lassen. Computec, Verleger von sonst eher konservativen Spieletiteln wie Play3, PCGames und N-Zone, sucht dringend nach neuen Zielgruppen. Nachdem die IVW deutschen Videospielzeitschriften von Quartal zu Quartal eindrucksvoll beweist, wie belanglos und, für unsere BWL-Verleger viel wichtiger, wie erfolglos sie sind, sicherlich keine schlechte Idee.

Game and More heißt der neue Versuch Computecs. Mooment? Games and More? Das gabs doch schon einmal? Richtig. Irgendwann zu Boom-Zeiten veröffentlichte Computec unter dem Namen Games and More ein 14-tägiges Multiformat-Magazin. Der Erfolg blieb jedoch selbst nach mehreren Neupositionierungen am Markt aus, weswegen das Magazin sehr schnell wieder verschwandt. Nun ist man bei Computec aber auf die Idee gekommen, dass Casual-Gamer auch ein monatliches Prinmagazin brauchen. Also schnell die alte Marke wieder ausgegraben, bei der Games-Aktuell-Redaktion ankündigen, dass man zukünftig noch ein zweites Magazin zu machen hat und dann noch schnell ein Logo in Photoshop zusammen würfeln und fertig ist die Ankündigung zu Games and More, dem Casual-Gamer-Magazin.

300.000 Exemplare werden zu Beginn gedruckt, der Verkaufspreis liegt bei genau 1 Euro. Weniger als 100 Seiten werden dem Leser geboten, eine Cover-CD oder -DVD gibt es für den Preis auch nicht. Wer das jetzt als innovativ oder gar gewagt ansieht hat vergessen, dass die von Cypress gegründete Games Aktuell damals mit derselben Prämisse und dem gleichen Verkaufspreis an den Start ging. Ob Computec mit dieser Idee Erfolg haben wird werden wir spätestens ab Herbst begutachten können. Bei der Games Aktuell hatte es übrigens nicht funktioniert. Das Magazin ist heute ein normaler Multiformat-Titel mit Cover-DVD zum Preis von 3,50 Euro.

Spiegel Online hat Wacken (wieder) entdeckt

Gratulation SPON, ihr wisst das es Wacken gibt. Ihr kennt auch die 2006 erschienene Dokumentation „Full Metal Village“. Ihr habt also eine Ahnung, wie die Bewohner Wackens auf die Festivalbesucher Wackens reagieren und wie ihre Einstellung gegenüber 75.000 Metal-Fans ist. Eine Frage hätte ich da aber noch. Warum schreibt ihr dann ganze zwei Jahre nachdem ihr schon etwas über „Full Metal Village“ und „Wacken“ allgemein geschrieben habt, noch einmal einen Artikel mit genau demselben Inhalt? Nur für die zwei neuen Erkentnisse, dass Fan-T-Shirts wichtig sind und Iron Maiden seit 1992 musikalisch wenig gerissen haben? Letzteres ist mit dem grandiosen „Brave new World“ übrigens eindrucksvoll wiederlegt und Ersteres ungefähr so spektakulär, wie ein Kaugummi unterm Schultisch.

Ist es wirklich nur das Sommerloch, oder hattet ihr einfach keine Lust euch ein wenig über die Bands zu informieren und eine launige Festival-Reportage zu schreiben? Es ist schon lustig, dass eure Printkollegen deutschen Bloggern unterstellen, sie seien belanglos, während auf eurer Internetplattform selbst belanglose Lückenfüller-Artikel erscheinen. Ihr solltet das eigentlich besser können, oder besser müssen…