Inside Hollywood (Orig. What Just Happened)

Das beste an "Inside Hollywood" ist Bruce Willis mit Bart und Plautze. Wirklich? Ja, leider...Ich möchte hier erst gar nicht irgendwelche irre langen Kausalketten darüber aufbauen, wie schlecht „Inside Hollywood“ ist, deswegen mache ich es kurz und schmerzlos:

Das Grundthema, die Verlogenheit der amerikanischen Filmindustrie, könnte man sowohl narativ interessant als auch dramatisch wirkungsvoll als folgende Genrespielarten inszenieren:

1.) Als zynische Komödie

2.) Als schockierendes Aufklärungsdrama

„Inside Hollywood“ ist nichts von Beidem. Es fehlt jeglicher zynischer Unterton und die mit Klischees überladene Handlung lässt weder enthüllende noch aufklärerische Tendenzen zu. Was als Konzept also durchaus funktionieren könnte wird in Wirklichkeit zu einem flachen Klaumak verwurstet, der weder den Zuschauer fesseln noch dem Filmfan weitere Einblicke über die Spielarten Hollywoods liefern kann.

Bruce Willis als fetter, alternder Rabbi mit Bart ist zwar in einem 30 sekündigen Trailer noch durchaus unterhaltsam, wirkt aber im Film eher wie eine Kopie des dicken Eddy Murphys aus „Der verrückte Professor“. Und das Eddy Murphy ein ausgelutschter ideenloser Hartz-4-Comedy-Schauspieler ist wissen wir spätestens seit dem unsäglich peinlichem „Dr. Dolittle 2“.

Wenn ich jetzt noch erzähle, das Bruce Willis als wütender Schauspieler mit Plautze und Bart das Beste an diesem ganzen Brei aus Ideenlosigkeit und Feigheit ist, dann dürfte klar sein, welchen Film man sich beim nächsten Kinobesuch gerne ersparen kann.

Kino in Kürze # 1 – Der fremde Sohn & Zeiten des Aufruhrs

Aktuell knallt die Filmindustrie uns ja quasi im Wochentakt interessante Filme vor unsere Sinnes- und Gedankenorgane. Zu viele für mich, um sie jetzt in umfangreichen Rezensionen sorgfältig zu sezieren. Eine kleine Kurzübersicht soll an dieser Stelle jedoch etwas Übersicht in den Wust an scheinbar hochqualitativer Filmware geben.

Der fremde Sohn (orig.: The Changeling):

Der fremde Sohn - PosterClint Eastwood mag ein kühler Betrachter und ein sehr präziser Erzähler sein. Das alles kommt dem Film durchaus zu Gute. Die angesprochenen Themen werden ausführlich und klar artikuliert. Machtmissbrauch, Elternliebe und Gerechtigkeit sind die Angelpunkte des Films. Darum herum versucht Eastwood ein Drama zu stricken und scheitert dabei selbst an seinem eigenem narrativen Konzept. Anstatt ein vielschichtiges Familiendrama, bei dem die gesellschaftliche Kritik gekonnt angewoben wird, zu erzählen, verläuft sich Eastwood in klassischen Klischeerollen. Angelina Jolie verkörpert die leidende Mutter mit einer solchen Inbrunst, dass ihr Spiel so gar nicht zur nüchternen Erzählweise Eastwoods passen mag. Diesem wiederum misslingt es, ihrem Charakter ein tiefgründigeres Gesicht zu geben. Ebenso unklar bleibt die Motivation des Kukuks-Kindes.

Clint Eastwood verstrickt sich zuletzt in zu vielen Aspekten seines Werkes, sodass er darüber hinaus das Kernthema seines Films vergisst. Aus diesem Grund wirken viele Ansätze zu oberflächlich, davon „elegant und mit sicherer Hand[…] verschiedene Handlungsstränge, moralische Fragen und Genreelemente zusammen [zu bringen]“ kann in letzter Instanz nicht mehr gesprochen werden. Für mich schon jetzt eine der Enttäuschungen des Jahres.

Zeiten des Aufruhrs (orig: Revolutionary Road)

Zeiten des Aufruhrs - PosterSam Mendes ist und bleibt einer der Regisseure Amerikas, die am besten die Gefühle, Sehnsüchte und Probleme dieser Nation potraitieren können.

In „Zeiten des Aufruhrs“ konstruiert Mendes geschickt das Drama einer typischen amerikanischen Mittelstandsfamilie der 50er und 60er Jahre. Durchaus mit Kalkül demontiert er dabei das als „Filmliebespaar des ausgehenden Jahrhunderts“ betitelte Schauspieler-Päarchen Kate Winselt und Leonarde DiCaprio. Anstatt von unstillbarer und sozialer Grenzen durchbrechender Liebe wie in „Titanic“ zeichnet sich die Beziehung des Ehepaares Wheller durch Monotonie und Entfremdung aus.  Mendes`Darstellung dieses Päarchens ist durchaus intensiv. Trotzdem ist „Zeiten des Aufruhrs“ dann am unheimlichsten und spannendsten, wenn der Film an sich leise vor sich hin läuft. Der Zuschauer wartet fast schon kalkulierend darauf, wann die Fassade des beschaulichen Vorstadt-Lebens erneut aufbricht und sich die Probleme einer zum Scheitern verurteilten Ehe offenbaren. Zielstrebig und logisch zeigt Mendes die sozialen Zwänge und den daraus entstehenden Konflikt des Ehepaares Wheller auf. „Zeiten des Aufruhrs“ beschäftigt sich dabei mit der Monotonie der Arbeitswelt, den finanziellen Abstiegsängsten und der Aufgabe der eigenen Ideale innerhalb einer Gesellschaft die nach Außen hin keine Mängel zeigt und ein fröhliches und erstrebenswertes Leben propagiert. Für mich eein Pflichtvisite im Kino.

Resident Evil : Degeneration

Resident Evil : Degeneration CoverTwilight“ war weder Trash noch Brillianz sondern abgrundtiefer Müll, grund genug also zu „Resident Evil : Degeneration“ zu greifen. Schlimmer kanns ja kaum noch werden. Erster Pluspunkt: bei Capcom hat man anscheinend bemerkt, dass eine Realverfilmung der Reihe zu extrem bescheidenem Filmstoff führt und gleich mal eine fähige CGI-Schmiede ans Werk gelassen. Der Störfaktor „untalentierte Schauspieler“ wurde also schon einmal dezimiert. Zweiter Pluspunkt: bei Capcom hat man außerdem mitbekommen, dass ein gutes Resident-Evil-Drehbuch keine Metaebene braucht. Eine logische Abfolge von Zombie-Metzelorgien mit ein wenig Hintergrundgeschichte zur Erklärung reicht vollkommen aus. Dabei herausgekommen ist ein herrlich dämlicher Horror-Action-Streifen bei dem ordentlich Blut fließt und der T-Virus Zombies wie beim Schlussverkauf von Umbrella produziert.

Für die Handlung hat Capcom wahrscheinlich ordentlich Kohle von  den „Sons of the American Revolution“ bekommen. Ein dezent an Fidel Castro angelehnter Diktator eines Inselstaates (+ 1.000 Kudos-Punkte im Propaganda-Krieg) steht im Verdacht die USA zu erpressen. Nebenbei ist Umbrella nach den Vorfällen in Racoon-City tot und mit WillPharma hat sich ein neuer Hersteller von Arzneimitteln an die Weltspitze empor gearbeitet. Umbrella-like experimentieren auch diese mit irgendwelchen ominösen Viren herum. Grund genug also für eine saftige Demo gegen ihren staatlichen Unterstützer, den Senator Ober-Arsch dessen Namen ich leider vergessen hab (ist eh unwichtig). Passenderweise findet diese Demo auf einem Flughafen statt, indem soeben Claire Redfield aussteigt und ihre kleine Nichte in die Arme schließt, ehe ein Flugzeug in den Flughafen kracht und dort die erste Zombieplage losbricht.

Resident Evil : Degeneration Shot 01Metzel-Action ist angesagt und da dank CGI Zombies auch nicht mehr so teuer sind ist der Bodycount extrem hoch. Der Funfaktor steigt also. Da übersteht man auch gerne das bisschen Handlung. Claire ist natürlich eine erfahrene Kampfamazone, die Gute hat ja schließlich Racoon-City überlebt, und verschanzt sich mit Senator Ober-Arsch, dessen Arschigkeit mit jeder Filmsekunden exponentiell zunimmt (Klischeecharaktere funktionieren in Horrorstreifen erstaunlich gut) in der VIP-Lounge irgendeiner Airline (ist auch unwichtig).

Senator = wichtig. Wichtig = muss gerettet werden. DER Mann seit Resident Evil 4 für Rettungsaktionen? Genau, Leon S. Kennedy (leichte Anspielung auf die linksradikalen Kennedy-Säue = – 1.000 Kudos-Punkte im Propaganda-Krieg) hat seinen ersten Auftritt. Filmisch ungefähr so aufgearbeitet: Dummer-Kononenfutter-Spezialeinheiten-Typ faselt mit Noch-extrem-wichtig-werdender-Spezialeinheiten-Polizistin über die Ereignisse und sagt resignierend soetwas wie: „Ich weiß nicht, was da draußen passiert, aber wir müssen es erledigen. Wie immer halt… “ In diesem Moment platzt Leon rein, sagt ein paar extrem coole Worte wie „Mit mir schaffen wir das, ich kenn mich aus“, verzichtet auf die Unterstützung einer ganzen Polizei-Brigade und schlussfolgert nebenbei haarscharf, dass sich der Senator nur in der VIP-Lounge verstecken könne. Ha, Horrofilme machen es sich einfach. Scheiß auf großartige Herleitungen, ein paar coole Sprüche, harte Kerle und süße Schnitten, fertig ist die Rechtfertigung für jedes noch so suizidiale Himmelfahrtskommando. Achja, ein extrem furzcool inszenierter Hubschrauberflug später metzelt sich unser dynamisches Trio bereits durch die Zombieherden. Kaum ist Claire samt kleiner Nichte und Mr. Senator Oberarsch gerettet, muss unser Spezialeinheitenfuzzie dran glauben (Heldentot für die Freiheit der USA und, besonders wichtig, seiner Politiker gestorben = + 10.000 Kudos-Punkte im Propaganda-Krieg).

Resident Evil : Degeneration Shot 02Ein wenig Geschnetzel später sind dann alle gerettet und erstmal ist alles Friede, Freude, Eierkuchen. WillPharma und Mr. Ober-Arsch entpuppen sich zu allem Schnulzüberschuss auch noch als extrem human und haben ein Gegenmittel gegen den T-Virus erforscht und wollen damit jetzt den ganzen Flughafen wegimpfen. Achja: nicht zu vergessen, Mrs. Noch-extrem-wichtig-werdende-Spezialeinheitpolizistin hat ihren großen Auftritt: Mr. Ober-Arsch und ein neu hinzugekommener unheimlich geheimnisvoller Wissenschaftler (weißer Kittel, weiße Haare, markige Brille, weise Worte = so MUSS jeder Horrofilm-Wissenschaftler aussehen) verdächtigen einen Öko-Aktivisten mit dem klangvollen Namen Curtis (dunkle Haare, dunkler Anzug, dunkle Augenfarbe, dunkle Grundstimmung, dunkler Blick, es passt einfach alles so perfekt, herrlich), der und jetzt kommt es dicke, der Bruder von unserer Spezialeinheiten-Tante ist.

Nun kommt das Finale, was wiederrum heißt, dass sich die Story nun gänzlich verabschiedet und eigentlich nur noch wild durch die Gegend gemetzelt, gesschossen und geflüchtet wird. Aber das ist egal, schließlich wird extrem cool gemetzelt, geschossen und geflüchtet. Dazu kommt es aber erst nachdem:

a.) die Laster mit dem Impfstoff zerstört werden (Angriff mit Langstreckenraketen, wie die, die immer noch im Irak sind + 100.000 Punkte im Propaganda-Krieg),

b.) der geheimnisvolle Wissenschaftler auf einmal verschwunden ist,

c.) und Curtis sich das G-Virus im WillPharma-Hauptquartier injeziert hat, weil es sich wegen seiner Familie rächen will, oder so ähnlich.

Resident Evil : Degeneration Shot 03Die Aufgaben werden nun wie folgt verteilt: Claire, die zuvor schon mit dem öminosen Wissenschaftler zu WillPharma gefahren ist, muss erstmal wild durch die Gegend laufen und irgendwas machen (hab ich vergessen, ist aber eh egal), Leon und Mrs. Spezialeinheit (Name: Angela) müssen Curtis bekämpfen und lösen dabei den Säuberungsmodus im WillPharma-Gebäude aus, den wiederum Claire stoppen muss.  Ja, und das tun sie jetzt alle bis Curtis tot ist und Claire den Plänen des ominösen Wissenschaftlers auf die Spur gekommen ist. Alles super inszeniert und launig Geschnitten mit viel Blut und einigen Herzstillstand-Momenten natürlich.

Das Ende haut  dann nochmal so richtig auf die Kacke. Der ominöse Wissenschaftler macht natürlich gemeinsame Sache mit dem bösen Inselstaaten-Diktator (Schläferthematik angesprochen = weitere 100.000 Kudos-Punkte im Propaganda-Krieg). Gemeinsam wollten unsere beiden Superschergen die Welt unterjochen indem sie das T-Virus in jedes Land verschleppen und dann mit ihrem Impfstoff die Macht auf der Welt ergreifen wollen (Biowaffenthematik total unauffällig implementiert = Jackpot, + 1.000.000 Kudos-Punkte im Propaganda-Krieg).

Fassen wirs zusammen:

Fidel-Castro-Verschnitt = + 1.000 Punkte
Die Kennedies als Retter Amerikas dargestellt (kann mal passieren): – 1.000 Punkte
Heldentot für USA und Freiheit und so: + 10.000 Punkte
Böse Langstreckenraketen: + 100.000 Punkte
Schläferthematik: + 100.000 Punkte
Pöse Biowaffen: + 1.000.000 Punkte

= 1.210.000 Patriot-Kudos-Points: Capcom, ihr habts echt drauf und das ohne es zu wissen.

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Twilight!

TwilightThe Story so far: Konrad möchte „Twilight“ schauen, ist sich nach einigen, sagen wir mal, nicht gerade positiven Kritiken unsicher, geht aber in der Hoffnung guten, altmodischen Teenie-Trash zu bekommen trotzdem ins Kino. Big miserable Failure!

„Twilight“ ist per se nicht schlecht. Der Look ist erfrischend unterkühlt, die Kameraarbeit solide und der Score ist auch nicht von allzu schlechten Eltern. Was „Twilight“ aber vollkommen abgeht ist das Drama an sich. Bis der Film soetwas wie Fahrt aufgenommen hat dauert es gar eine knappe Stunde. Was dann passiert ist jedoch leidlich spannend. Die Verfolgungsjagd zwischen Gut und Böse hat man in anderen Vampirsagen schon weitaus spannender umgesetzt gesehen. Garniert wird das Unvermögen der Regisseurin soetwas wie Spannung aufzubauen dann noch mit dem gekünstelten Spiel der Akteure. Edward wirkt mit seinem andauernden Wechselspiel der Gefühle eher wie eine prepubertäre Zicke, während Bella die Rolle des vereinsamten kleinen Teenagers, der soeben von seiner Familie und seiner Heimat getrennt wurde, zu 90 Prozent dadurch auszudrücken vermag, dass sie die Anwesenheit ihrer Schulfreunden als unerträglich empfindet. Kleines verzogenes Göhr steht ihr dabei besser ins Gesicht geschrieben als das, worauf ihre Rolle ausgelegt zu sein scheint. Zu Gute halten muss man Kirsten Stewart, welche Bella mimt, jedoch, dass sie selbst dabei noch verdammt süß aussieht. Das sie als Schauspielerin aber weitaus mehr kann als eben das, durfte sie schon in kleineren Rollen wie z.B. in „Into the wild“ und „Panic Room“ beweisen.

Der schwerste Fehler wird aber in dem Moment begangen, indem „Twilight“ anfängt, sich selbst allzu ernst zu nehmen. Sicherlich hätte man aus dem Thema des Films, der Liebe zwischen einem Menschen und einem Vampir, eine schöne Metapher über die grenzübergreifende Liebe zweier ungleicher Personen bilden können. Was „Twilight“ dafür fehlt ist aber schlicht und ergreifend eine dazu passende Metaebene. Die meiste Zeit des Films wird darauf verwendet den Unterschied zwischen der verletztlichen Bella und dem übermenschlich starken Edward aufzuzeigen. Thematisiert werden dabei jedoch nur die altbekannten Klischees. Vampire mögen kein Sonnenlicht und können nur schwerlich ihre Gier nach menschlichem Blut unterdrücken. Blade und Co. lassen grüßen. Wenn es dann um die Liebe, sprich dem Kernthema des Films, geht verfällt Catherine Hardwicke in naive Kleinkinderklischees. Prüderie ist der beste Ausdruck für das, was hier dem Ausmaß der Liebe als Vorgabe zu Grunde gelegt wird. Mehr als Küssen und Umarmen wird dem Päarchen nicht gestattet. Das eben genau dies im Wiederspruch zu dem wahrhaft fleischlichen Verlangen Edwards steht wird zwar thematisiert, sein Verlangen jedoch als sadistisch abgestempelt. Das mag zwar oberflächlich betrachtet richtig sein, verweigert dem Film aber auch jeglichen Subtext.

Endgültig ist „Twilight“ ein langweiliger, überflüssiger Film, der weder sein Potential nutzt, noch ansatzweise als Teenie-Trash unterhalten kann. Ob und inwieweit die Romanvorlage dafür verantwortlich ist kann ich schlecht nachprüfen, dafür hätte ich die Bücher lesen müssen. Wenn sich der Film „Twilight“ dabei aber wirklich wie im Flimmerblog beschrieben an die Vorlage hälte „ohne zu kürzen, zu hetzen und zu verändern“ habe ich dazu jedoch keine Lust mehr.

Twilight?

Twilight FilmplakatIch bin gerade unschlüssig. Marcus Kleine ist ebenfalls nicht begeistert, blöderweise fand ich den Trailer aber recht interessant. Vielleicht ein wenig zu viel Ami-Horro-Drama-Kitsch und so, aber die Handlung hats mir damals irgendwie angetan.

Gut, ich als Optikhure, dürfte von einem Film der laut Rajkos Aussage „in seinen besten Szenen […] gerade einmal nach 10 Mio. [aussieht]“ sicherlich schon eimal weniger angetan sein. Nur muss ein Film nicht immer professionell und schön aussehen um auch Tiefenunschärfe- und Kantenlichtfetischisten wie mich fröhlich zu machen. Auch Videolook hat seine eigene Ästhetik, man denke nur an das grobkörnige Bild einer SVHS-Aufnahme, welches mit seinen weichen Konturen und den eher blassen Farben, die dann auch noch stark an den Konturen zum Ausbrennen neigen, eine ganz eigene Filmwelt erschaffen kann. Ich finde das Wort „Videolook“ eh viel zu sehr negativ besetzt. Ohne miniDV und HDV wären viele interessante Dokumentation und kleinere Genrefilm niemals erschaffen worden.

Okay, zurück zum Thema. Twilight hat evtl. einen passenden eigenen Look, eine interessante Vampirstory und vielleicht sogar eine gelungene dramatische Erzählweise. Twilight könnte also durchaus Spaß machen, es könnte jedoch auch ein 37 Millionen Dollar teures Video-Trash-Vampir-Märchen sein. Hört sich für mich jetzt alles nicht sonderlich abschreckend an, ich geh wohl heute mals ins örtliche Kino.

P.S. Das Wortgerüst „Biedermeier-Schnulze“ ist in ähnlicher Komposition ein ebenso abgenutztes, wie langsam auch ermüdender Begriff für etwas, das man schlichter und auch passender als langweilige und unispirierte Liebesgeschichte bezeichen könnte. Das knallt zwar nicht so stark in den Ohren des Lesers, verklärt aber auch nicht die Biedermeier-Zeit zum Inbegriff für Langeweile und Fortschrittsverweigerung.

Happy go lucky(li) away please

Happy go Lucky„Happy go Lucky“ kam diesen Januar auf DVD raus, Zeit für mich, sich den Streifen, der damals so komplett an mir vorbei gegangen ist, einmal anzuschauen. Um es kurz zu machen: es mag Filmfreude geben, die es nicht stört, wenn ein Film keine stringente, logische Handlung hat, sonder das Leben einfach so beobachtet, ich gehöre anscheinend nicht dazu. Keine Frage, Sally Hawkins hat ihren Golden Globe wirklich verdient, so herzlich naiv und glaubwürdige ist ihrer Darstellung Poppys und Mike Leigh ist ein exzellenter Regisseur, sein Drehbuch ist es aber nicht.

Uwe ging Poppy arg optimistische Weltanschauung und dessen Darstellung auf die Nerven, mir die nicht vorhande Substanz des Films. Gäbe es nicht den durchgeknallten Fahrlehrer Scott, der dem Film ein wenig Tragik und damit auch ein wenig Tiefgründigkeit schenkt, „Happy go Lucky“ wäre eine Dauerreklame für Prozac, leider ohne Anfang und Ende. Mike Leigh kann Regie führen, zum Glück, denn sonst gäbe es einige perfekt inszenierte Momente nicht. Als Scott seine Schulzeit mit den knappen Worten „die Schule hat mir nicht gut bekommen“ kommentiert und auf weitere Nachfragen schweigt, kann man spürbar fühlen, wie dort zwei Welten aufeinander prallen. Auf der einen Seite die unbeschwerte, sorglose Poppy, auf der anderen Seite der ihr Fahrlehrer Scott als gehemmten, sozial unterentwickelte, cholerisch veranlagten Miesepeter, der vom Leben nicht allzu viel Positives erwartet.

Man sollte Scott danken, ohne ihn wäre „Happy go Lucky“ nicht mehr als eine seichte Komödie. Ich hatte aber trotzdem mehr erwartet, möchte jemand die DVD kaufen?

Animal Crossing ist pure Kapitalismuspropaganda

Animal CrossingWas haben Diablo 2 und Animal Crossing gemeinsam? Motivationsfaktor Nummero Uno beider Titel ist die Sammelwut. Nur noch eben Mephisto dahin schnetzeln, ich weiß liebe Logitech Dual-Laser-Ultra-3000-Maus das tut jetzt sicher weh, und vielleicht fällt dabei ja sogar ein Set-Item wie Ondals Allmacht, Najs Rätsler oder Mephistos gammelige Socke ab. Bei Animal Crossing geht es da Prinzip-bedingt weitaus pazifistischer zu: statt endlosem Blutvergießen ist man damit beschäftigt Fische zu fangen, Obst zu pflücken oder Fossilien auszugraben und das alles nur dem schnöden Mammon wegen. Geld bzw. Sternis regieren bei Animal Crossing die kleine Tierwelt und sorgen dafür, dass man sich in Tom Nooks sympathischem Krämerladen mit neuen Möbeln und weiterem Schnickschnack zum niveauvollen Aufpimpen der eigenen Hütte eindecken darf.

Animal Crossing sorgt damit schon bei unseren kleinen, lieben Drecksgören dafür, dass sie zu kleinen Junkies des Kapitalismus erzogen werden. Früh wird anerzogen, dass man ohne Geld keine schönen neuen Dinge, ohne schöne neue Dinge keine coolen Freunde und ohne coole Freunde kein gutes Leben führen kann. Das alleine war den Entwickler an pädagogischer Referenz noch nicht genug, denn merke: wer bei Animal Crossing reich, sexy und beliebt sein will, der kann das ganz einfach durch harte Arbeit erreichen. Arme Leute sind im Umkehrschluss also nur faule Säcke, die es nicht besser verdient haben. Animal Crossing leistet also Großes bei der Erziehung unserer kleinen Lieblinge. Fast schon perfide mag es da erscheinen, dass die Welt von Animal Crossing in comichafter, bunter, friedlicher Sesamstraßenmanier daher kommt, wobei die unterschwellige Aussage des Titels purer puritanistischer Prägung ala „ Pursuit of Happiness “ ist.

Ja, Animal Crossing ist schon ein Teufelswerks irgendwelcher orthodoxen Kapitalismus-Jünger, wäre mir da vor kurzem nicht folgendes, anderen schon sehr wohlbekanntes Phänomen widerfahren. Nach gut einem Jahr Abwesenheit aus meiner kleinen Animal-Crossing-Stadt „Wien“ fragten mich die ersten Bewohner nach meinem Wohlbefinden und wo ich denn das letzte Jahr über geblieben wäre. Ganz vergessen waren da der ewige Leistungsdruck, die olle Plackerei und die hohen Schulden bei Tom Nook. Meine Freunde haben mich vermisst, ja sich sogar Sorgen gemacht. Die Welt von Animal Crossing ist voller Güte, Menschenliebe und Fürsorge. Liebe bedeutet in dieser Welt noch etwas. Ach, mein Herz, dass ist so warm und weich in diesem Moment geworden. Oder um es mit den Worten Tolstois zu sagen „Alle glücklichen Familien sind einander ähnlich; aber jede unglückliche Familie ist auf ihre besondere Art unglücklich.“ Ja und ich war wie im Märchen glücklich von so viel Fürsorge…

The Wrestler

The WrestlerGroße Filme brauchen keine epische Handlung. Mickey Rourkes alias Randy „The Ram“ Robinsons Handlungsraum gleicht eher dem einer Gefängniszelle, als der eines freien Mannes, der die Möglichkeiten hat, sein Leben frei zu gestalten. In den 80er Jahren war „The Ram“ ein berühmter Wrestler und kämpfte vor 10.000 Besuchern in großen Hallen und für Millionen Zuschauer an ihren heimischen Fernsehgeräten. Gut 20 Jahre später ist von diesem Ruhm nur noch ein klein wenig übrig geblieben. Randys Leben beschränkt sich auf kleine Auftritte in mittelmäßig besuchten Turnhallen, dem obligatorischen Fitnesstraining und regelmäßigen Besuchen des Sonnenstudios. Sein einziger sozialer Kontakt ist die Stripperin Cassidy (wunderbar authentisch gespielt von Marisa Tomei), die er hin und wieder besucht um ihr während eines privaten Lapdance seine Sorgen auszuschütten. Da die Einnahmen aus seinen Wrestling-Shows alleine nicht mehr ausreichen um die Miete für seinen Wohnwagen zu bezahlen übernimmt Randy zudem kleine Aushilfsjobs in einem benachbarten Supermarkt.

Randy scheint am Boden zu sein, doch für ihn birgt dieser Lebensstil immer noch einen gewissen Reiz. Seine Bestätigung bekommt er nach wie vor im Ring, wo er immer noch als der alte Superstar gefeiert wird, der er schon längst nicht mehr ist. Der Rest seines Lebens spielt sich weitestgehend in geregelten Bahnen ab. All dies ändert sich jedoch schlagartig als Randy nach einem besonders harten Match zusammenbricht und einen Herzinfarkt erleidet. Für ihn bedeutet das das Ende seiner Wrestlingkarriere, da ihm sein Arzt davon abrät jemals wieder in den Ring zu steigen, außer er möchte einen weiteren, diesmal sicherlich tödlichen Herzinfarkt erleiden.

Für Randy offenbart sich nun das, was dem Zuschauer eigentlich nach den ersten zehn Minuten des Films schon klar war: sein Leben ist inhaltsleer, seine einzige Stütze, das Wrestling, ist weggebrochen und ansonsten bietet sich ihm keine weitere Perspektive. Zu Hause angekommen merkt Randy das erste Mal, dass er nichts weiter als ein alleingelassener Ex-Wrestling-Star ist, mit dem die Welt schon längst abgeschlossen hat. Als auch noch eines seiner Nachbarkinder nach einer Partie seines alten Wrestling-Spiels auf dem NES lieber nach Hause geht um Call of Duty 4 zu spielen, weil es neuer und schöner ist, und er auf einer Versammlung alter Wrestling-Stars mit ansehen muss, wie die ehemaligen Helden mittlerweile erwachsen gewordener Teenager selbst zu Krüppeln verkommen sind, beschließt er sein Leben zu ändern.

Mickey Rourke spielt Randy „The Ram“ Robinson in jeder Sekunde seiner Leinwandpräsenz als einen alternden Mann, dessen einziger Lebensinhalt zerstört und dessen Suche nach Liebe und Aufmerksamkeit zu einer Farce zu werden droht. Selbst als Randy es glückt mit Hilfe der Stripperin Cassidy wieder Kontakt zu seiner Tochter aufzunehmen, ist dem Zuschauer klar, dass dieses Glück nur von kurzer Dauer sein wird. „The Ram“ mag im Ring ein imposanter und bedeutender Wrestler sein, sein Privatleben stellt dagegen eine Katastrophe dar. Randy hat es nie gelernt soziale Kontakte abseits des Rings aufzubauen oder in seinem Leben einer andere Konstante als das Wrestling zu etablieren. Fast schon ziellos scheint Randy, meist in Closeups oder verwackelten Über-die-Schulter-Einstellungen dargestellt, durch sein Leben zu irren.

Es ist also nur eine Frage der Zeit bis Randy wieder in den Ring steigt, um wenigstens hier noch einmal die Anerkennung zu bekommen, die ihm im wirklichen Leben verweht geblieben ist. Dass er dies am Ende des Films tut und damit sich und seinem Leben einen letzten Auftritt verschafft, zeigt deutlich, wie verletzlich dieser physisch so eindrucksvolle Mann ist. Darren Aronofskys Film darf gerne als Parabel für die Verletzlichkeit der männlichen Seele dienen. The Wrestler gibt einen imposanten Eindruck vom Leben eines Mannes, der alles gehabt hat und sich nur schwer eingestehen kann, nun nichts mehr außer sich selbst zu haben. Es ist ein bedrückendes, düster inszeniertes Drama, das von Mickey Rourkes unglaublicher Leinwandpräsenz und seiner Darstellung Randys als leidenden dahinsiechenden alten Mann lebt und deshalb unbedingt angesehen werden muss.

P.S.: Olly freut sich übrigens sehr auf „The Wrestler“, wobei mir gerade auffällt, dass der Streifen bei uns ja noch garnicht im Kino läuft. Sagen wirs mal so: auf die deutsche Synchro würde ich nicht unbedingt warten wollen, die im Film dargebotene Sprache strotzt nicht gerade vor syntaktischer Güte und kann von jedem verstanden werden, der das normale Schulenglisch über sich ergehen lassen musste. O-Ton-Anschauen ist also Pflicht, zur Not dann halt mit Untertiteln.