Österreich hat natürlich eine Bild-Zeitung

Nein, ich werde in diesem Artikel nicht über die Krone-Zeitung schreiben, schließlich ist die deutsche Bild eine Boulevard- und keine durchgehend ausländerfeindliche Zeitung (darf man sie überhaupt so nennen?). Wovon ich spreche ist das Stück Presseerzeugnis mit dem Namen „Österreich“. Nur um es gleich vorweg zu sagen, „Österreich“ ist ungefahr so objektiv, unparteiisch und nicht tendenziös bei ihrer Berichterstattung wie der Name einfallsreich ist.

Die Titelseite verkündet schon in Signalfarben und dicken Überschriften „Brutalste Attacke aller Zeiten/ Strache: Sexangriff auf Haider“ (Titel der Montag-Ausgabe). Mit Superlativen wird allgemein nicht gegeizt, Autounfälle sind unglaublich, es gibt hier ein Drama und da ein Drama. Stimmungsmache ist das täglich Brot der „Österreich“-Redaktion. Das kennen wir von der Bild und so überrascht es auch nicht, dass auch „Österreich“-Leser einen Mehrwert mit der Zeitung angeboten bekommen. Ähnlich wie Volksbibel und Co. wird auf einer Doppelseite gleich nach der Titelseite für Kochbücher zum Preis von einem Euro geworben. Das bekommen natürlich nur „Österreich“-Leser. Wer seine Leser also nicht durch redaktionelle Inhalte binden kann, der versucht sie eben durch Sonderaktionen zu gewinen. PR-technisch richtig klasse ist dann auch die Idee, seine Leser davon zu überzeugen einen Werbeaufkleber mit der Aufschrift „I love Österreich“ auf sein Auto zu kleben, nur damit die Möglichkeit besteht, einen von zehn 70-Euro-Tankgutscheinen zu gewinnen. Gratulation, so realisiert man kostengünstige Massenwerbung.

Redaktionell betrachtet ist „Österreich“ dann aber auch nicht mehr als eine typische Boulevard-Zeitung. Die ersten Seiten sind gefüllt mit dem aktuellen Politikgeschehen in Österreich. Alles immer schön einfach mit bunten Bildern und knalligen Überschriften aufgemacht. Artikel sind selten mehr als eine Seite, meistens eher nur die Hälfte davon lang. „Österreich“ ist Boulevard, verkauft sich selbst aber als „unabhängig“ und „überparteilich“. Wie die Bild also. Dazu gehören auch Meldungen wie „Bub schnitt Schwester Finger an“. Politisch nicht relevant für die Zielgruppe wohl aber genau richtig. Ein umfangreicher Sportteil darf natürlich auch nicht fehlen.

Warum ich das schreibe? Weil ich gerade recht erstaunt festgestellt habe, dass Boulevard überall gleich funktioniert. Tja, man lernt eben nie aus.

Games and More – Computec macht einen auf Casual-Gamer

WiiPlayer und die eingestampfte PlayVanilla haben schon ein wenig den Trend erahnen lassen. Computec, Verleger von sonst eher konservativen Spieletiteln wie Play3, PCGames und N-Zone, sucht dringend nach neuen Zielgruppen. Nachdem die IVW deutschen Videospielzeitschriften von Quartal zu Quartal eindrucksvoll beweist, wie belanglos und, für unsere BWL-Verleger viel wichtiger, wie erfolglos sie sind, sicherlich keine schlechte Idee.

Game and More heißt der neue Versuch Computecs. Mooment? Games and More? Das gabs doch schon einmal? Richtig. Irgendwann zu Boom-Zeiten veröffentlichte Computec unter dem Namen Games and More ein 14-tägiges Multiformat-Magazin. Der Erfolg blieb jedoch selbst nach mehreren Neupositionierungen am Markt aus, weswegen das Magazin sehr schnell wieder verschwandt. Nun ist man bei Computec aber auf die Idee gekommen, dass Casual-Gamer auch ein monatliches Prinmagazin brauchen. Also schnell die alte Marke wieder ausgegraben, bei der Games-Aktuell-Redaktion ankündigen, dass man zukünftig noch ein zweites Magazin zu machen hat und dann noch schnell ein Logo in Photoshop zusammen würfeln und fertig ist die Ankündigung zu Games and More, dem Casual-Gamer-Magazin.

300.000 Exemplare werden zu Beginn gedruckt, der Verkaufspreis liegt bei genau 1 Euro. Weniger als 100 Seiten werden dem Leser geboten, eine Cover-CD oder -DVD gibt es für den Preis auch nicht. Wer das jetzt als innovativ oder gar gewagt ansieht hat vergessen, dass die von Cypress gegründete Games Aktuell damals mit derselben Prämisse und dem gleichen Verkaufspreis an den Start ging. Ob Computec mit dieser Idee Erfolg haben wird werden wir spätestens ab Herbst begutachten können. Bei der Games Aktuell hatte es übrigens nicht funktioniert. Das Magazin ist heute ein normaler Multiformat-Titel mit Cover-DVD zum Preis von 3,50 Euro.

Wie viel ist Print bei Jugendlichen noch wert?

Das Internet wird immer stärker, selbst große Tageszeitungen in den USA spüren das. Gleichzeitig, so zeigt es der aktuelle AWA-Bericht „Die junge Generation als Vorhut gesellschaftlicher Veränderungen“, lesen immer weniger junge Menschen Printmedien. Gerade Jugendzeitschriften merken das deutlich. Selbst die alterwürdige Bravo musste innerhalb von vier Jahren knapp 200.000 Leser am Kiosk abgeben.

Warum das so ist dürfte sich nur schwer an einem Trend festmachen. Interessant zu beobachten ist jedoch, dass laut aktuellem AGOF-Bericht über 95 Prozent der 14- bis 19-Jährigen im Internet aktiv sind. Mehr als jede andere Altersgruppe. Nun muss eine hohe Internetnuztung natürlich nicht gleich bedeuten, dass diese Zielgruppe sich nur noch über das Internet informiert. Immerhin nutzen viele Surfer das Internet zuallererst zum Versenden von Emails (88,9 %) oder als Recherchemedium (88 %). Als Nachrichtenquelle wird das Internet erst an dritter Stelle mit 64,6 % genutzt. Jugendliche zwischen 14 und 19 Jahren nutzen das Internet sogar primär fürs Flirten oder die Kommunikation mit Freunden via Chatrooms und Instant-Messenger. Nachrichtendienste werden da eher weniger abgefragt. Das liegt sicherlich daran, dass sich immer weniger junge Menschen für Politik interessieren.

Klassische Jugendzeitschriften wie Bravo oder Popcon standen aber seit ihrer Gründungszeit eher weniger für politische Aufklärung. Star-Hypes, sexuelle Aufklärung, Lovestories sowie Promi-News waren und sind nachwievor die Themen mit denen Bravo und Co. versuchen junge Leser anzusprechen. Doch gerade hier liegt das Problem vieler Jugendzeitschriften. Wer will schon etwas über Britneys Eskapaden lesen, wenn er es in bewegten Bildern auf Youtube sehen kann? Wer braucht eine heiße Lovestory, wenn er selbst in Flirtportalen und Chatrooms aktiv werden kann? Diese Fragen dürften sich viele Jugendliche stellen und rasch zu dem Ergebnis kommen, dass es sich kaum noch lohnt Geld für ein Magazin auszugeben, dass sich hauptsächlich mit Themen beschäftigt, die man im Internet aktueller, schöner und leichter konsumierbar bekommt. Die klassische Jugendzeitschrift wird also durch ihre Themenauswahl und dessen Gestaltung ins Abseits gerückt. Wie schwer es sein dürfte, diesesn Trend entgegen zu wirken, wenn man eine komplette Zielgruppe vom Printmedium entwöhnt hat, dürfte wohl erst die Zukunft zeigen. Besonders rosig dürfte die aber wohl nicht mehr aussehen.

Spiegel versus deutsche Blogger

Ja, der Spiegel findet deutsche Blogger unpolitisch und belanglos. So ganz verkehrt ist die Einschätzung nicht. Gute Politblogs sind selten, besucht werden lieber Blogs mit Schnäppchentipps oder Kaufberatung für Home-Entertainment.  Warum das so ist? Wer braucht schon einen tagesaktuellen Politblog, wenn er sich mit der Tagesschau kompetent informiert fühlt? Nicht viele, anscheinend…

IVW 2/2008: Welcher Spieler liest eigentlich noch offline?

Wenn ich mir die neuen, frisch veröffentlichten IVW-Verkaufszahlen so ansehe, wohl nicht mehr allzu viele. Hier nun aber das Desaster:

Bravo Screenfun
Aktuelles Quartal (02/08): 22.105 Hefte
Vorjahr (02/07): 55.943 Hefte
Veränderung (2008 im Vergleich mit 2007): – 60,5%,  -33.838 Hefte

CBS
Aktuelles Quartal (02/08): 263.113 Hefte
Vorjahr (02/07): 319.004 Hefte
Veränderung (2008 im Vergleich mit 2007): -17,5%,  -55.891 Hefte
Game Master
Aktuelles Quartal (02/08): 53.149 Hefte
Vorjahr (02/07): 47.049 Hefte
Veränderung (2008 im Vergleich mit 2007): +13,0%,  +6.100 Hefte
GameStar
Aktuelles Quartal (02/08): 179.272 Hefte
Vorjahr (02/07): 210.577 Hefte
Veränderung (2008 im Vergleich mit 2007): -14,9%,  -31.305 Hefte

GamePro
Aktuelles Quartal (02/08): 41.082 Hefte
Vorjahr (02/07): 48.243 Hefte
Veränderung (2008 im Vergleich mit 2007): -13,8%,  -7.161 Hefte

PC Action
Aktuelles Quartal (02/08): 50.967 Hefte
Vorjahr (02/07): 64.888 Hefte
Veränderung (2008 im Vergleich mit 2007): -21,5%,  -13.921 Hefte

PC Games
Aktuelles Quartal (02/08): 137.699 Hefte
Vorjahr (02/07): 173.004 Hefte
Veränderung (2008 im Vergleich mit 2007): -20,4%,  -35.305 Hefte

PC Games Hardware
Aktuelles Quartal (02/08): 74.999 Hefte
Vorjahr (02/07): 82.280 Hefte

Veränderung (2008 im Vergleich mit 2007): -8,8%,  -7.281 Hefte

SFT
Aktuelles Quartal (02/08): 181.673 Hefte
Vorjahr (02/07): 203.062 Hefte
Veränderung (2008 im Vergleich mit 2007): -10,5% , -21.389 Hefte

PC Games und GameStar stecken in einem erschreckenden Auflagentief, vor knapp zwei Jahren konnte die GameStar immerhin noch knapp über 300.000 Hefte pro Monat durchverkaufen, die PCGames war bei konstant über 200.000 Stück. Davon kann man heute wohl nur noch träumen. Quelle für dieses Manifest des Print-Sterbens ist übrigens PZ-Online.

Zeitungskrise in den USA: MSNBC beschwört Ende der Printpresse

Letzte Woche war, wie es Pulitzer-Preisträger Timothy Egan in der „New York Times“ so treffend formulierte, wohl die „blutigste Woche des Jahres“ für so ziemlich jeden Print-Journalisten in den USA. Rund 1000 Jobs fiehlen in eben jener Woche dem Rotstift zum Opfer. Doch damit hört die Entlassungswelle im Print-Markt in den USA nicht auf. Heute kündigte der „Chicago Tribune“ an, weitere 80 redaktionelle Stellen zu streichen. Paradoxerweise steigen zugleich die Reichweiten der großen Zeitungen. Nur halt eben online und nicht im Print-Berreich. Das große Geld lässt sich mit den Online-Ausgaben aber noch nicht verdienen, der Leser zahlt per se ja erst einmal nichts für die Information. Werbung alleine reicht da als Einnahmequelle nicht aus.

MSNBC geht jetzt sogar soweit und erklärt den Printmarkt für tot, vergisst dabei aber auch, dass das Internet dank IPTV irgendwann auch am Stuhl der Fernsehsender sägen könnte:

Jeff Jarvis, Erfinder des Magazins „Entertainment Weekly„, geht indes das Problem pragmatisch an und erklärt in einem Beitrag auf seinem Blog „BuzzMachine“, wie man eine Tageszeitung selbst in kleineren Städten zugleich rentabel und journalistisch wertvoll führen kann. Eins dürfte nach den rapiden Einschnitten bei fast allen großen Tagszeitungen in den USA aber klar sein: Online und Print müssen es gemeinsam schaffen, eine sowohl dem wirtschaftlichen, als auch dem journalistischem Anspruch gerecht werdende Symbiose zu schaffen. Denn: Wer möchte schon schlecht recherchierte Artikel und Nachrichten lesen, selbst wenn diese kostenlos verfügbar sind?

Der Nebel lichtet sich ein wenig

Gee LogoEin großes Danke an Evil und seine Fachkompetenz was Spielezeitschriften angeht. Gestern habe ich mir ja noch die Frage gestellt, wie zum Teufel die Gee bei dieser kleinen Auflage eigentlich überleben kann, heute schon seh ich klarer.

Evil hat sich netterweise meiner Frage angenommen und gleich ein paar wertvolle Informationen geliefert. So ist die Redaktion der Gee, wie ich schon angenommen hatte, in der Tat sehr, sehr klein. Darüber hinaus scheint der liebe Verlag wohl einen sehr guten Anzeigenverkäufer zu haben. 15 bis 20 Anzeigenseiten bei 100 Seiten Heftumfang und dann noch von sehr guten Kunden, das muss wohl für Kohle sorgen. Den Rest erledigen dann Merchandise, der Weiterverkauf von Artikeln an Spiegel Online und andere Magazine und Radiosender und schlussendlich ein Deal mit der ESL. Über letzteres können wir natürlich an dieser Stelle nur spekulieren.

Merke wir uns einfach: die Gee macht schon ihr Geld und dürfte uns weiter erhalten bleiben. So lange, wie man gut Anzeigen verkauft, Merchandise unter die Leute bringt und weiter fleißig redaktionelle Inhalte verkauft. Na, das sollte doch nicht so schwer sein, oder?

Das Mysterium Gee

Ich stelle mir seit geraumer Zeit eine Frage: wie überlebt eigentlich ein Magazin, dass laut IVW im aktuellen Quartal von sowieso eher mageren cirka 20.000 verkauften Exemplaren noch 8.000 über sogenannte sonstige Verkäufe absetzt? Hierbei handelt es sich nicht um das normale Kiosk- oder Abonnenten-Geschäft, ja selbst der stark rabattierte Lesezirkel fällt nicht darunter.

Zwar schweigt sich die IVW-Webseite gekonnt dazu aus, was denn nun genau sonstige Verkäufe sind und ob und zu welchem Preis (sprich 50 Prozent des normalen Kiosk-Preises usw.) das Magazin dann feilgeboten wird. Ich persönlich kann mir aber kaum vorstellen, dass mit diesen Exemplaren ein beachtenswerter Umsatz erzielt wird, sind das Kiosk- und Abogeschäf neben der Werbung doch die wichtigen Umsatzbringer.

Das Heft an sich wird derzeit zu einem Preis von 3,90 Euro angeboten, bietet 100 Seiten Umfang und wird von zwei Redakteuren, einem Chefredakteur samt Stellvertreter, sowie einem Textchef und einem Art Direktor samt einem Stamm von freien Redakteuren erstellt. Viel Personalaufwand ist also ersteinmal nicht zu erkennen und der Preis von 3,90 Euro für 100 Seiten ist allemal recht deftig. Trotzdem: die PlayZone hatte auch nicht ausufernd mehr Personal, verkaufte nur 500 Exemplare weniger und wurde zudem billig in Polen mit einem Großverlag im Rücken hergestellt und das bei einem Preis von 4,90 Euro bei 100 Seiten Umfang. Die Playzone gibt es aber nicht mehr, die Gee dafür immer noch.

Nicht, dass ich etwas gegen die Gee als Magazin hätte. Eher im Gegenteil: ich finde es ganz angenehm mal ein „Spiele“-Magazin am deutschen Markt zu haben, dass Spiele nicht aufgrund von Motivationskurven oder der Addition von Teilwertungen beurteilen. Die Reportagen in der Gee sind nicht bloß nettes Beiwerk wie bei PC Games oder GameStar, sondern meist Hauptbestandteil des Magazin. Gut recherchiert und geschrieben sind die Meisten davon. Sollte das dann mal nicht zutreffen, sind sie aber wenigstens noch unterhaltsam.

Der Fortbestand der Gee bleibt mir aber dennoch ein Rätsel. Der Verlag, die Redaktionswert, hat zwar noch das DVD-Magazin, dass mit knapp über 43.000 verkauften Heften (abzgl. sonstiger Verkäufe, laut Quartal 1/2008) bei fast gleichem Personalaufwand solide wirtschaften solle. Die Gee könnte man mit den Gewinnen aus dem DVD-Magazin also querfinanzieren. Aber warum sollte das ein Verlag über ein Jahr lang machen?

Arbeiten die Redakteure dort zum Hungerlohn, sind die Anzeigenerlöse so hoch oder lohnt es sich die Gee einfach am Leben zu erhalten, um ein Prestigeobjekt zu haben, oder weil es dann bei der örtlichen Druckerei so gute Rabatte gibt, dass es sich insgesamt für den Verlag rechnet? Mir erscheint das alles als wenig logisch und somit verbleibe ich in leichter Ratlosigkeit. Vielleicht habt ihr da ja eine Idee?

P.S.: Interessanterweise scheint man sich bei der Redaktionswerft in den letzten paar Monaten mit der Marke Gee im Internet etwas ausgedehnt zu haben. Gee.TV und Gee.Display sind zwei durchaus interessante, wenn auch bei Gee.TV nicht unbedingt neue Ansätze. Videoplattformen gibt es im Internet ja beleibe genug, und mit ViVi.tv auch schon recht lange eine Plattform, die sich nur mit Videospielen beschäftigt.