Hui & Pfui Vol. 3

Hui für die Konsumhuren unter uns: der Steam Summer Sale hat endlich angefangen, Pfui hingegen, dass Valve selbst im x-ten Jahr wohl immer noch Probleme mit der Standhaftigkeit seiner Software hat. Extrem gut gefallen haben mir hingegen Marcus Gedanken darüber, dass Videospiele weitaus mehr sein können und sollten als Entertainment. Pfui hingegen ist, wie schlecht EAs Geschäftsgebaren inzwischen sein muss. Sowohl unser Senior Gamer als auch Brain Diesel geben hierfür erschreckend gute Beispiele. Richtig gut, und ja auch Eigenlob muss mal erlaubt sein, gefällt mir dafür mein erster Podcast mit Manu bei Breakfast at Manu spielt’s. Sim City Social ist hingegen leider der beschriebene Rotz, Finger weg! Achja: unglaublich cheesy: der Headshot-Controller, den uns PEARL mit sehr fadenscheinigen Argumenten im schräg schrulligen Videoclip auf Youtube verkaufen will.

OUYA – Der Hype vs. die Realität

Jaja, alle reden davon. OUYA, das nächste große Ding auf Kickstarter. Die globale Gamergemeinschaft ist heiß, die Aufregung steigt und jeder ist sich sicher, dass OUYA der Shit werden wird! Doch die Wahrheit ist, dass keiner OUYA braucht.

Kommen wir erstmal zu den tollen Sachen: OUYA ist eine Open-Source-Konsole, basierend auf Andriod 4.0 als Betriebssystem und nVidias Tegra 3 als Hardwarebasis. OUYA ist mit 99 USD inklusive Gamepad billig. Es soll dafür HD-Auflösung, 1GB RAM, 8 GB Flash-Speicher, WiFi, Bluetooth 4.0 und einen kabellosen Controller bieten. Es soll für Entwickler keinerlei Lizenzkosten geben und SDKs sollen schweinebillig sein. Und um die Hure für jeden zu sein: Hacker, die das System „verbessern“ wollen, sind jederzeit willkommen. Man soll noch nicht einmal die Herstellergarantie verlieren, wenn man sich den Innerein der OUYA nähert. Das alles klingt nach einem wahren Paradies, einem feuchten Spieler-Traum. Ganz ehrlich, ich glaube da nicht dran.

Warum? Nicht nur, weil das Versprochene zu gut klingt, nein, sondern auch, weil die Realität sehr viel anders aussieht. Wie Ben Kuchera von Penny-Arcade hier so schön erkannt hat, gibt es bis auf einen Prototypen nichts vorzeigbares. Es gibt kein einziges Spiel für die Konsole (Minecraft soll erst dann kommen, so Entwickler Mojang, wenn sich OUYA als gutes, erfolgreiches System etabliert hat), der AppStore ist noch nicht fertig, ja selbst beim Controller handelt es sich um eine Designstudie (im Demovideo muss ein PS3-Controller als Ersatz herhalten). Wir wissen relativ wenig über OUYA, alle Angaben auf der Kickstarter-Seite sind sehr, sehr vage. Trotzdem soll uns bis März 2013 ein fertiges Produkt präsentiert werden. Na klar!

Der größte Hinkefuß für mich ist aber die Tatsache, dass niemand diese Konsole braucht. Weder Indieentwickler noch Spieler. Der Hersteller von OUYA führt gerne an, dass es für Indieentwickler extrem schwer sei, ihr Spiel über XBLA, PSN oder sogar Steam zu vertrieben. Das mag sein, nur braucht ein Indieentwickler deswegen OUYA als Plattform? Oder besser gesagt: hat sich jemand schon einmal wegen einem exklusiven XBLA-Indiegame eine Xbox-360 gekauft? Wer als kleiner Entwickler bei Steam und Co. nicht unterkommt, kann sein Spiel immer noch selbst vertrieben oder kleinere Verkaufsplattformen wie Desura bedienen. Und mal ehrlich: wer als Entwickler im Indie-Sektor ein breites Publikum erreichen will, der greift am besten zum PC: die Entwicklertools sind günstig und die Verbreitung der Plattform ist immens. Warum wird OUYA dann als DIE Plattform für Indiespiele verkauft? Ganz einfach: es hört sich gut an.

Klar, jetzt kommt der Einwandt, man hätte dank Andriod-Betriebssystem eine unglaublich große Auswahl an Spielen. Das mag sein, aber wie viele der wirklich guten und erfolgreichen Andriod-Spiele setzen auf einen klassischen Controller als Eingabemedium? Angry Birds? Tiny Wings? Doodle Jump? Slice It? Fruit Ninja? Draw me Something? Selbst klassische Umsetzungen wie Baphomets Fluch setzen stark auf den Touchscreen. Warum? Der mobile Spielemarkt lebt von der Andersartigkeit seiner Spiele. Sie setzen auf Touch-Steuerung, einen schnellen Einstieg und die Möglichkeit sie mal kurz zwischendurch zu spielen. OUYA will aber eine ausgewachsene Konsole sein, und da funktionieren solche Spiele nicht. Wer sich hinsetzt um zu Spielen der will das große Programm.

Und dann das Ding mit den Hackern. Man will also kleine Entwickler ansprechen; wäre ich Indie-Entwickler, dann würde ich niemals eine Plattform bedienen, die offen für Hacker ist. Egal, ob sie nun das System nur verbessern sollen dürfen. Welcher Hacker hält sich schon daran, was er soll oder darf? Der Indie-Markt ist heiß umkämpft, selbst erfolgreiche Vertriebsplattformen wie Steam oder der AppStore haben es nicht leichter gemacht. Also: warum zur Hölle soll ich für die OUYA entwickeln? Ihre Verbreitung ist nicht gesichert, ihre SDKs mir unbekannt, und dann will sie auch noch offen für Hacker sein? Bitte was!?

Achja, eine Zielgruppe muss man ja auch haben um zu verkaufen. Nur wer soll das sein? Gelegenheitsspieler? Klar, die kaufen sich auf jeden Fall eine unbekannte, von Geeks auf Kickstarter.com finanzierte Konsole, um darauf Angry Birds zu spielen. Vor allem, weil sie es auf ihrem iPhone oder Galaxy S3 ja noch nicht gespielt haben. Sehr unwahrscheinlich, nicht wahr? Bleibt dann also nur noch der Hardcore-Gamer. Aber was will der mit einer OpenSource-Konsole ohne Unterstützung der großen Publisher? Wer ist übrig: Nerds, die gut aussehende Technik und vollmundig versprochene Ideen heiß finden. Ja gut, damit verkauft man vielleicht 30.000 bis 50.000 Konsolen. Nur welcher Entwickler will für so einen Markt entwickeln bzw. seine Spiele portieren? Selbst große Konzerne wie UbiSoft und EA klagen darüber, dass sich PC-Portierungen ihrer AAA-Titel kaum lohnen. Raubkopierer und so seien Schuld. Also denkt sich dann sicherlich jeder Indie-Entwickler: Wie geil, dass es die OUYA mit ihren knapp 50.000 Käufern und der Unterstützung für Hacker gibt. Logisch, nicht? Ähm, auf gar keinen Fall!

Wir fassen zusammen: für Indieentwickler ist die Plattform uninteressant: man muss SDKs kaufen, die Verbreitung ist fragwürdig und der PC als Plattform unschlagbar gut geeignet. Und für uns Spieler gibt es aktuell nichts, was uns den Grund gibt, OUYA wirklich kaufen zu müssen: Keine Exklusiv-Titel, keine großartigen neuen Hardware-Features und kein neues Spielerlebnis. Nur Indie sein wollen und Open-Source anpreisen reicht nicht. Nischendasein oder Totgeburt, dass sind hier viel mehr die zwei Optionen der OUYA.

Die Kakophonie Ubisofts – Eine Geschichte des Scheiterns

AC2 DRM-Server-Down

Wie man sich schnell vom Liebling zum Bad Guy einer ganzen Brachne entwickelt, dass hat Ubisoft recht eindrucksvoll innerhalb kürzester Zeit demonstriert. Es war der 25. Januar 2010, da verkündete ein französische Publisher, an dem EA immerhin 25 Prozent hält, dass man nun den ultimativen Schutz gegen die Raubkopierer dieser Welt erfunden hätte: wer kommende Highlights wie Splinter Cell: Conviction, Die Siedler 7 oder Assasin’s Creed 2 auf dem PC spielen will, der muss dafür einen Ubisoft.com-Account haben und, jetzt kommt die böse Falle, immer online sein. Verkaufen will man diesen regieden Kopierschutz uns PC-Spielern damit, dass man ohne DVD im Laufwerk spielen könne, der umstrittene Kopierschutz StarForce nicht mehr verwendet wird und zudem das Spiel auf beliebig vielen PCs installiert werden könne. Der Aufschrei in der Community ist groß, nachdem PCGamer eine erste Version des DRMs bei Assasin’s Creed 2 beurteilen konnte. Besonders heikel, so PCGamer: sollte während des Spiels die Verbindung mit dem Ubi-Server abschmieren, ist ein Weiterspielen nur ab dem letzten AutoSave-Punkt möglich, jeder weitere Spielfortschritt geht verloren.

Ubisoft versucht zu retten, was noch zu retten ist. Auf Nachfragen des Magazins Ars Technica, versucht man die Gefahr des Verlustes des Spielfortschritts zu verharmlosen. So würde das Spiel bei einer Unterbrechnung von ein bis zwei Sekunden nur pausieren und nicht abbrechen, sollte die Verbindung jedoch komplett zusammen brechen, hängt es vom Spiel ab, ab welchem Punkt man wieder einsteigen dürfe. Jedoch sei dies nicht zwingend der letzte AutoSave-Punkt: bei Die Siedler 7 könne man ohne Verlust weiter spielen, bei Assasin’s Creed 2 ab einem Checkpoint im Spiel. Diese seien indes so fair gesetzt, dass man nur sehr wenig noch einmal spielen müsse. Zugegeben, das alles klingt weit weniger gravierend, als es der PCGamer-Blog-Eintrag schildert, doch es sollte für Ubisoft noch dicker kommen.

Nicht nur, dass die Häme im Internet mit jedem Tag weiter zunahm, einige hundert Youtube-Videos zeigen dies überdeutlich, auch die etablierte Fachpresse macht ihren Unmut über Ubis DRM-Gängelung überaus deutlich. Immer mit dabei: der Vergleich mit Valves Online-Portal Steam. Man erinnert sich wage an die Proteste, welche zuletzt genannte Plattform bei ihrer Einführung auslöste. Inzwischen, und das ist sicherlich der entscheidende Unterschied zu Ubis Online Service Plattform (kurz: OSP), hat sich Steam als komfortable und durchaus stabile Plattform etabliert. Nicht zuletzt unzählige Sonderangebote und ein breites Spektrum an guten Indie-Titeln lenken davon ab, dass es sich bei Steam nicht nur um ein Download-Portal, sondern auch um einen Kopierschutz handelt. Ubisofts OSP wird diesen Status mangels Shopintegration erst einmal nicht erreichen können, und die Situation sollte sich nocht verschlimmern. Das Licht am Ende des Tunnels scheint langsam dunkler zu werden.

Am 04.03 erschienen mit Assasin’s Creed 2 und Silent Hunter 5 die ersten Titel, die Ubisofts OSP-DRM verwenden. Das darauf folgende Wochenende sollte diese zweifelhafte Premiere zu einem Debakel verkommen lassen. Am Sonntag, den 7. März waren die Server für ganze sechs Stunden offline. Der Andrang sei zu groß gewesen, ließ Ubisoft verlauten. Die Spieler waren erbost. Nicht nur, dass man sich die Spiele trotz DRM-Gängelung kaufte, nein, man wurde auch noch mit einer unausgereiften Technik bestraft. Es dauerte nicht lange, und die erste Online-Petition stand im Netz. Schon wieder musste Ubisoft in die Bresche springen, und versprach allen Käufern eine Entschädigung in Form von DL-Content, welcher sich später als Gratisdownload etwas ältere Ubi-Spiele wie Prince of Persia oder HAWX entpuppen sollte. Auch außerhalb des DRM-Dilemmas lieft es für die Franzosen nicht gut: die Sammlerausgabe ihrer Uboot-Simulation Silent Hunter 5 musste zurück gerufen werden, da im nur dieser Ausgabe beigefügten Extra-Handbuch ein Harkenkreuz auftauchte. Der fünfte Teil der legendären Serie entpuppte sich auch sonst als faules Ei: viele Bugs veranlassten selbst hartgesottene Spieler zu satirischen Kommentaren im Ubisoft-Forum. Zwischendurch mussten auch wieder einmal die bösen Raubkopierer als Sündenböcke für die Serverausfälle am 7. März her halten. DDos-Attacken seien mitverantworlich für die Downtime gewesen, so Ubi weiter. Blöderweise glaubte ihnen das zu diesem Zeitpunkt keiner der Betroffenen mehr.

Was ist schlimmer, als ein Kopierschutz, der die Kunden gegen die eigene Firma aufbringt und überall für schlechte Presse sorgt? Genau, ein Kopierschutz, der die Kunden zu Feinden werden lässt, für einheitlich negative Presse sorgt und dann trotzdem keine Raubkopien verhindert. Am 4.  März, also zeitgleich mit dem Release der ersten beiden DRM-Titel, kamen dann auch schon die ersten Gerüchte auf, dass der OSP-DRM gehackt worden sei. Die angeblichen Cracks stellen sich aber später als unvollständig heraus. Zwar lies sich z.B. Silent Hunter 5 starten, durchspielen lies sich der Titel aber nicht. Trotzdem scheint der Kopierschutz brüchig zu sein: inzwischen soll zumindest Assasin’s Creed 2 mit Hilfe eines Server-Emulators vollständig spielbar sein. Zwar dauerte das Cracken des Kopierschutzes somit über einen Monat, dennoch bleibt die Wirksamkeit des Kopierschutzes gerade im Vergleich mit den aus ihm resultierenden Problemen mehr als fraglich. Doch das sollte noch lange nicht das Ende einer Serie von Pannen sein.

Die Siedler 7 sollten nach ihrem Erscheinen für weitere negative Presse sorgen: Käufer, die in Australien wohnen, hatten auf einmal Probleme, sich überhaupt mit dem Ubisoft-Server zu verbinden. Schnell gab es einen Lösungsvorschlag im offiziellen Forum, trotzdem blieb und bleibt für viele Spieler eine konstante Verbindung zu den Servern reine Utopie. Ubi schiebt hingegen die Schuld auf die Spieler, die Server würden ja funktionieren. Am Osterwochenende war dann aber endgültig Schluss mit lustig: wer sich auf eine entspannte Partie Die Siedler 7 gefreut hatte, schaut in die Röhre: schon wieder sind die Server stundenlang nicht erreichbar. Doch dieses Mal blieb Ubisoft stumm. Weder eine Entschuldigung noch eine Wiedergutmachung in Form von zusätzlichen Inhalten wird versprochen, die Spieler fühlen sich verarscht.

Kopierschutzmechanismen waren, sind und werden immer ein heikles Thema bleiben. Ubisofts Maßnahmen mögen radikal sein, sind aber durchaus legitim. Der PC als Spieleplattform liegt im Vergleich mit Xbox360, PS3 und Wii am Boden. Die Spielepreise stagnieren, die Entwicklung wird immer aufwendiger und somit teurer. Ein Single-Plattform-Release ist heutzutage schlicht nicht mehr rentabel. Bekannte Franchises kämpfen nicht nur mehr mit der Erwartungshaltung der Spieler, sondern auch um dessen Aufmerksamkeit. Raubkopien sind da ein störender Faktor und sie werden immer ägerlicher umso mehr ein Titel den Publisher kostet. Ubisoft greift also nicht ohne Grund zu solch radikalen Maßnahmen. Dennoch ist der OSP-Schutz eine fragwürdige Angelegenheit, da er schlicht und ergreifend nicht zufriedenstellend funktioniert. Ein Kopierschutz, der den ehrlichen Käufer bestraft, kann und darf keine Lösung sein. Ubisoft sollte hier dringend nachbessern bzw. hätte im Vorfeld besser testen müssen. Dass nun unzählige Käufer zu Betatestern degradiert werden sorgt für einen Imageschaden, den sich nur der Publisher selbst zuzuschreiben hat. Nicht umsonst gibt es auf Texturmatsch nichts zu Die Siedler 7 zu lesen, da ich mich nicht komplett abhänging vom Publisher machen möchte. Noch hält Ubi an dem Kopierschutz fest und verspricht, diesen weiter zu verbessern. Ob die Geduld der Käufer indes nicht schon überstrapaziert ist, vermag ich an dieser Stelle nicht zu beurteilen. Fakt ist jedoch, dass inzwischen jeder potentielle Käufer die Probleme des Systems kennt und nun für sich entscheiden sollte, ob er den gewünschten Titel kaufen möchte. Ich für meinen Teil habe mich dagegen entschieden.

Retrospektive 2009 – Der Texturmatsch-Jahresrückblick

Jahresrückblicke gibt es ja (leider) wie Sand am Meer. Die meisten beschränken sich dabei relativ kläglich darauf, noch einmal die besten Spiele das Jahres mit einem zusätzlichen Award zu schmücken. Das erfreut Publisher genauso wie Leser, schließlich hat man dann endlich die Gewissheit, dass Uncharted 2 ein totaler Oberburner ist, aber wer wußte das eigentlich nicht schon vorher? Dabei hatte das Videospieljahr 2009 deutlich mehr als ein paar sehr gute Stücke Videospieleunterhaltung zu bieten; 2009 war ein einschneidendes Jahr für die Videospielbranche und brachte sowohl Legenden zu Fall als auch interessante Ideen mit sich. Ich versuche hier mehr oder weniger zusammenfassend einen Überblick über die wichtigsten Trends des vergangenen Jahres zu geben. Freut euch also mit mir auf die offizielle Texturmatsch-Retrospektive 2009.

1. Trend: Runter kommen sie alle

Spielepublisher als auch -entwickler hatten 2009 wenig zu lachen. Einige bedeutende Firmen in dieser Branche mussten das Handtuch werfen, viele traditionelle Spiele-Reihen bekamen ein neues zu Hause. Kurz gesagt, 2009 bedeutete für folgende Publisher und/oder Entwickler das Ende ihrer Schaffensperiode: 3D Realms (jaja, George, der Duke wird trotzdem kommen), Ascaron (Anstoss-Reihe, Sacred-Reihe), Free Radical (Time-Splitters-Serie), Factor5 (Turrican, Rouge Squadron), GRIN (u.a. Bionic Commando), Midway (aktuell noch im Insolvenzverfahren, u.a. bekannt für Mortal Kombat und Stranglehold) und Pandemic Studios (Full Spectrum Warrior, The Saboteur).

2. Trend: Consolwars deluxe

Eigentlich gibt es jedes Jahr zumindest einen Kleinkrieg zwischen den übrig gebliebenen großen drei in der Konsolenlandschaft (Nintendo, Sony und Microsoft). Eigentlich gab es das auch 2009, nur dass sich Nintendo halt eh schon für den klaren Sieger hielt und lieber darüber philosphierte, ob man mit der Wii vielleicht irgendwann die Playstation 2 als meistverkaufte Konsole aller Zeiten ablösen kann (aktueller Stand: Wii: 62,95 Mio. Stk., Playstation 2: 133 Mio. Stk.).

Kritisch wurde es für Sony am Jahresanfang, nicht nur Bobby Kotick, seines Zeichens CEO von ActivisionBlizzard sowie gerne Überbringer schlechter Nachrichten, forderte eine Preissenkung der PS3, um endlich eine breitere Hardwarebasis aufzustellen, auch andere Branchengrößen waren mit den Verkäufen von Sonys Flagschiff weniger zufrieden. Zu diesem Zeitpunkt kostete eine PS3 ungefähr doppelt so viel wie die günstige Arcade-Version der Xbox360; Sony musste also handeln. Schon im Mai sickerten jedoch erste Bilder der PS3 Slim zu einigen Newsseiten durch, eigentlich hätte Kotick also im Juni schon wissen können, dass Sony da an etwas arbeitet. Doch erst im August sollte Sony offiziell die PS3 Slim samt Preissenkung auf 299 Euro vorstellen. Seitdem läuft das Geschäft für Sony übrigens hervorragend. So wurden im Jahr 2009 cirka 11 Mio. PS3s verkauft, während Microsoft nur knapp 9 Mio. Xbox360s an den Mann bringen konnte.

Und was taten die Redmonder um Sony ordentlich den Arsch zu versohlen. Sie ließen den größten Schwätzer der Branche fast die komplette Gamescom-Show schmeißen und kündigten mit Project Natal eine eigene Bewegungssteuerung für die 360 an. Die Reaktionen der Branche darauf waren weit weniger euphorisch als auf Sonys PS3-Preisssenkung. Ob das vielleicht an der vortragenden Person lag?

3. Trend: Evolution statt Revolution

Ansonsten gab es im Konsolen-Lager wenig Neues. Zwar kündigte auch Sony eine eigene Bewegungssteuerung an, jedoch läuft dieser genauso wie Microsofts Versuch bei mir eher unter der Abteilung: „Auch wir hätten gerne etwas vom großen Nintendo-Wii-Kuchen ab.“ Fraglich ist jedoch, wie groß der Kuchen noch sein mag. Nintendo hatte 2009 nämlich vor allem eins: Absatzprobleme. Dabei gab man sich die Antwort auf die Misere selbst: zu wenig Top-Hits, kaum Third-Party-Perlen und dann das ewige Ausschlachten schon erfolgreicher Casual-Games-Konzepte ala Wii Sport Resort und Wii Fit Plus machten Nintendos Konsole immer unattraktiver.

Doch wo Nintendo noch mitbekommt, was genau falsch läuft, ist bei Sony schon Hopfen und Malz verloren. Wer auch immer in Japan auf die Idee gekommen ist, für eine kastrierte PSP in neuem Gewandt 249 Euro aufrufen zu wollen, muss wohl unter einem kompletten Realitätsverlust gelitten haben. Nicht nur, dass Sony kurzerhand das UMD-Laufwerk wegrationalisierte, um seinen eigenen Online-Store mit total überteuerten Preisen in den Markt zu drücken, man erlaubt Spielern mit bereits vorhandenen PSP-Spielen auf UMDs auch bis heute nicht, diese in irgendeiner Form auf der neuen PSP Go zum Laufen zu bringen. Da ist es auch egal, dass man dieses Feature bei der Vorstellung der PSP Go gr0ßmäulig angekündigt hatte.

4. Trend: Spieler mögens altbekannt

Auch 2009 hatten es neune Spieleideen schwer am Markt, wenn wir uns einmal die Top20 der weltweit meistverkauften Titel des vergangenen Jahres anschauen, so finden wir darunter nur einen Titel, welcher nicht auf einer Fortsetzung beruht, nämlich Professor Layton and the Curious Village für Nintendos DS. Ansonsten sehen die Top 20 folgendermaßen aus (Quelle: vgchartz.com):

  1. Wii Sports
  2. Wii Sports Resort
  3. Wii Fit
  4. Call of Duty: Modern Warfare 2 (Xbox 360)
  5. Mario Kart Wii
  6. New Super Mario Brothers (Wii)
  7. Wii Fit Plus
  8. Call of Duty: Modern Warfare 2 (PS3)
  9. Wii Play
  10. Pokemon Platinum Version
  11. Halo 3: ODST
  12. Dragon Quest IX
  13. Mario Kart DS
  14. Pokemon Heart Gold
  15. New Super Mario Brothers (Nintendo DS)
  16. Resident Evil 5 (PS3)
  17. Fifa 10 (Xbox 360)
  18. Resident Evil 5 (Xbox 360)
  19. EA Sports Active
  20. Professor Layton and the Curios Village (Nintendo DS)

Nicht umsonst musste Electronic Arts dieses Jahr bei dem Versuch neue Marken zu etablieren ordentlich Federn lassen. Und selbst Hits wie Assasins Creed 2, Uncharted 2, Left for Dead 2, Forza 3 und Killzone 2 bei denen es sich jeweils um Forsetzungen bekannter Marken handelt, konnten gegen die Longtime-Seller der Wii-Fraktion kaum etwas ausrichten. Zwar wird überall nach Innovationen geschriehen, und Titel wie Wii Fit waren es sicherlich bei ihrem Erscheinen irgendwie auch, doch das selbst ein wunderbarer und gut gehypter  Titel wie Batman: Arkham Asylum es nicht in die Top20 schafft sollte schon bedenklich stimmen.

5. Trend: Die gute alte Killerspiele-Diskussion

Keine Frage, der Amoklauf von Winnenden war eine Tragödie nicht nur, aber schlussendlich vor allem für die Angehörigen der Opfer. Ich kann auch verstehen, dass man irgendjemanden dafür verantwortlich machen möchte. Nur: „Killerspiele“, liebe Mitglieder des Aktionsbündnis Amoklauf Winnenden, sind garantiert nicht Schuld daran, dass ein Schüler freien Zugang zur Waffe seines Vaters hatte und sich in unserer Gesellschaft nicht etablieren konnte. Dabei halte ich viele Ziele des Vereins, so z.B.  die Sensibilisierung und Fortbildung der Eltern im Bezug auf Gewalt in Medien, durchaus für sinnvoll. Weniger sinnvoll, ja fast schon hetzerisch war es dagegen einen Müllcontainer vor der Stuttgarter Oper aufzustellen, indem „Killerspiele“ entsorgt und somit demonifiziert werden sollten. Der großartige Misserfolg dieser Aktion sollte einem da schon zu denken geben. Wir befinden uns halt nich mehr im Dritten Reich, wo die Vernichtung unerwünschter Medien noch als Massenkundgebung funktionierte…

Und wenn die CSU selbst nach Winnenden mit einem Verbot von Egoshootern und Co. nicht durchgekommen ist, dann versucht man wenigstens diejenigen auf den Index zu setzen, die solche Software vertrieben. So geschehen im Juni 09 also plötzlich die Kommission für Jugendmedienschutz der Landesmedianstalten (KJM) den österreichischen Versender gameware.at auf den Index setzen lassen wollte. Verzweiflung ich hör dir trapsen.

6. Trend: Ich besorgs mir aus England

Wer sein Spielefutter pünktlich zum Erscheingsdatum in den Händen halten möchte, der muss in Deutschland vor allem bei Konsolenspielen tief in die Tasche greifen. In den seltensten Fällen kommt man dabei unter 50 Euro weg, meistens, gerade dann wenn man unbedingt eine Special- oder Collecters-Edition sein Eigen nennen möchte, ist man dann auch gut und gerne schon einmal 60 Euro bis 80 Euro ärmer. Gut, dass die Weltwirtschaftskrise das Pfund in ungeahnte Tiefen gedrückt hat und man somit als Deutscher Videospiele  ab sofort auf dem eh schon hart umkämpften UK-Markt günstig kaufen kann. Diesen Trend haben auch einige englische Onlinehändler erkannt und so bietet Amazon England z.B. einen Währungsumrechner an und einige Händler ermöglichen jetzt auch die Zahlung via Paypal anstatt des Kreditkartenzwangs.

Trägisch ists natürlich für den deutschen Einzelhandel, welcher von diesem Kuchen natürlich nichts abbekommt und auch kleinere Onlineversender dürfte alles andere als glücklich mit diesem Trend sein. Immerhin: das Geschäft mit gebrauchter Spielesoftware soll wohl nachwievor ganz gut laufen.

7. Fraglicher-Trend: Cloud-Gaming

Ohja, was wurde alles an bösem Blut über OnLive vergossen: kein Wiederverkauf möglich, technisch so nicht umsetzbar und die Abhängigkeit von einem Anbieter. All das wurde bemängelt und das Konzept noch vor Erscheinen als tot erklärt. Doch was kein Kritiker bis jetzt wirklich wissen kann, ist ob es auch wirklich so kommen wird. Schließlich gibt es schon heute hunderttausende Spieler, die eben genau das bei Steam nicht zu stören scheint. Wer nämlich seine Spiele über Steam einkauft erwirbt nicht nur kein physikalisches Produkt mehr, nein, ihm wird auch nur die Nutzung des Produktes erlaubt. Soll heißen, wenn Steam einmal insolvent sein sollte, oder die Rechte an der Software nicht mehr besitzt, schaut der Spieler in die Röhre.

Das halten jetzt sicherlich viele für Schwarzmalerei. Die Erfahrung sollte uns aber etwas Besseres gelehrt haben. Schließlich sperrten die Herren von Steam vor nicht allzu langer Zeit einen großen Batzen an MW2-Keys mit der Begründung diese seien illegal, weil günstiger über einen Keyshop, bezogen wurden. Das Raunen im Internet war groß, trotzdem ließ Valve sich von den Protesten der Spieler nicht beirren. Der Lizenz-Key wurde nicht in Form eines offiziellen Steam-Download oder mitsamt einer DVD-Box erworben, ergo ist der Key damit illagel. Das reichte als Begründung und viele Spieler, die von günstigen Preisen in Polen profitieren wollten, schauten in die Röhre. Gerade die Tatsache, dass Activision vorher verkündete die UVP von CoD:MW2 auf 59,99 Euro zu erhöhen, weil Videospiele eh zu billigen seien, gab dem Thema  noch ein klein wenig mehr Brisanz.

Ende

So, liebe Leser, das war 2009 für mich. Es war ein bewegendes Jahr mit einigen neuen, aber vor allem vielen alten Themen. Hoffen wir, dass sich die Spielebranche im nächsten Jahr etwas beruhigen mag und wir in den Genuss einiger bahnbrechender Titel kommen mögen. Zumindest der Januar mit Darksiders legt für mich schon einmal einen sehr guten Start hin. Achja, und ein lausiger Überblick über die meiner Meinung nach besten Spiele des Jahres 2009 kommt auch noch, nicht dass ihr dachtet, ich würde euch verschohnen.